piwik no script img

Schalke-Trainer unter DruckDie Demontage des Mirko Slomka

Mirko Slomka, glückloser Trainer des FC Schalke 04, muss am Samstag auf einen Erfolg im Spitzenspiel gegen den FC Bayern München hoffen.

Schalker Schnute: Mirko Slomka unter Druck. Bild: ap

GELSENKIRCHEN taz Rudi Assauer wird genüsslich an einer Zigarre ziehen und vielleicht auch ein bisschen lachen. Der Manager ist auch deshalb vor knapp zwei Jahren beim FC Schalke 04 aus dem Job gedrängt worden, weil sich der Klub einen seriöseren Anstrich verpassen wollte. Eine solche Posse, wie sie zwei Freunde aus dem ostwestfälischen Rheda-Wiedenbrück in dieser Woche inszenieren, gab es aber selbst unter dem Ruhrpott-Macho nicht.

Vor den Spielen gegen Bayern München und den FC Porto, bei dem im Achtelfinalrückspiel der Champions League ein 1:0-Vorsprung verteidigt werden muss, erfährt der Trainer aus der Zeitung, dass der Verein einen Neuen sucht. Josef Schnusenberg, der Präsident des Klubs, steckte der Bild-Zeitung: "Vielleicht brauchen wir auf Schalke wirklich mal einen Chefcoach, der großes internationales Standing hat." Schnusenberg sagte zur Position von Coach Mirko Slomka, dem er seit einigen Monaten nicht über den Weg traut: "Wir haben Handlungsbedarf." Clemens Tönnies, der Chef des Aufsichtsrates, unterschrieb schon mal die Quasi-Entlassung, schränkte aber ein: "Vor den Partien gegen Bayern München und den FC Porto passiert mit Sicherheit nichts."

Zwei Tage später spricht Tönnies dem Trainer "volles Vertrauen" aus. Assauers Lehrling und Nachfolger Andreas Müller wählt die gleichen Worte. Schnusenbergs Gepoltere sei "vielleicht nicht so gemeint" und "eher ein Weckruf" gewesen. Der Präsident sagt inzwischen nichts mehr. Vermutlich wurde er von Tönnies zurückgepfiffen, den er seit der Kindheit kennt und für dessen Fleisch-Imperium er seit vielen Jahren als Steuerberater tätig ist.

Vielleicht hat Schnusenberg auch gemerkt, dass es gar nicht so einfach ist, mitten in der Saison einen Trainer mit "großem internationalem Standing" zu verpflichten, wie es ihm vorschwebt. Sogar der Name Jose Mourinho soll in Führungskreisen genannt worden sein. Müller dementiert, dass er einen Auftrag habe, einen neuen Coach zu finden: "Völliger Quatsch."

Und was sagt der Trainer, der einen bis 2009 gültigen Vertrag besitzt? Mirko Slomka gibt sich reumütig: "Die Kritik ist berechtigt." Er habe dem Verein sogar empfohlen, sich nach einem Nachfolger umzusehen, falls Schalke am Mittwoch in Porto aus der Champions League ausscheide (Hinspiel 1:0) und Konsequenzen ziehen müsse.

Slomka nimmt die beiden Niederlagen in der Bundesliga gegen Wolfsburg und Leverkusen auf seine Kappe und gelobt Besserung. Er will kämpfen.

Es wird spannend, wie die Fans heute beim Spiel gegen die Bayern reagieren werden. In Leverkusen forderten sie Slomkas Rauswurf. Vor dem letzten Auftritt der Bayern in der Arena war Schalke ein ähnliches Tollhaus. Slomka, von der Vereinsführung schwer unter Druck gesetzt und von Torwart Frank Rost als "Co-Trainer" gedemütigt, setzte alles auf eine Karte. Er stellte den jungen Manuel Neuer ins Tor und startete nach dem 2:2 gegen die Münchner eine Siegesserie.

Mirko Slomka wird heute dem Druck der Straße und der Männer aus Ostwestfalen nachgeben. Er wechselt Personal und ändert das System des Tabellenfünften, der unbedingt Dritter werden will - werden muss. Bei allem Kampfeswillen fehlt ihm wohl doch der Glaube an eine nachhaltige Wende. "Wir hatten auch viele schöne Momente", sagt Slomka im Rückblick. Vielleicht bleiben sie ja Freunde.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • VE
    Volker Erlbruch

    Vor dem absoluten Spitzenspiel den Trainer zur Disposition zu stellen- das ist ein Schildbürgerstreich!

    Der Vorstand muß weg nicht der Trainer