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Schafft die Zwangsabgaben für die Kammern ab! -betr.: Zusammenlegung vom Arbeiter- und Angestelltenkammer

Betr.: Zusammenlegung von Arbeiter- und Angestelltenkammer

Während in Bremen gleich tausendfach die Arbeit wegbricht, fällt der DGB-Vorsitzenden Helga Ziegert nichts Besseres ein, als die Zusammenlegung von Angestellten- und Arbeiterkammer zu fordern. Vermutlich mag man sich im DGB mit dem eigenen am Vulkan-Desaster auch gar nicht allzu genau beschäftigen, sonst kulla–n die Krokodilstränen aus ganz anderen Gründen.

Ziegert also möchte die Zwangsbesteuerung der Arbeitnehmer in Bremen dauerhaft in die DGB Kassen leiten. Also fordert man eine einzige Kammer, die dem Mitwettbewerber, der DAG nämlich, nicht mehr in die Hände fallen kann, weil die „Malocher“ traditionell DGB wählen. Geplant ist also etwas wie eine „unfreundliche Übernahme“. Der Geschäftsführer soll dann nur noch befristet gewählt werden, weil er sonst Sperenzien machen könnte, wie bisher von Zeit zu Zeit Eberhard Fehrmann. Gewerkschaften sind durch und durch hierarchisch und dulden keine Nebenzentren. Deshalb auch sollen generell nur Gewerkschaften gesetzlich wählbar werden.

Bis hierhin klingt's, als hätte ich Sympathien für DAG oder Fehrmann. Mitnichten! Die DAG ist schließlich durch eine desaströse Oppositionspolitik unter Lalü-Lala-Frensel und Igitte Dreyer mitverantwortlich dafür, daß die Kammer bis zu den Knien in Schulden und im Dreck steckt. Wenn ich eine Firma übernehmen will, rede ich sie doch nicht öffentlich schlecht! Geschäftsführer Fehrmann trat einst als Reformer an, befürwortete eine starke ökomenische Öffnung der Kammer - und schlich sich, als die bleihaltig wurde, in einen stillen Winkel, wo er von nichts etwas gesehen haben will. Dabei saß er doch Tag für Tag mit dem nachmaligen „Oberschurken“ Gerald Graubner zusammen. Vom Auslandsengagement des Töchterchens BBI hat Fehrmann natürlich Niiie! etwas gewußt.

Vermutlich war es ja Eberhard Fehrmanns Doppelgänger, der damals vor meinen Augen als Grüßaugust an der Spitze griechischer Bürgermeister dieselben durchs BBI komplimentierte. Oder aber, er hielt sie für den Bremer Ausländerkulturverein. Oder waren's die Wallraffs?

In Wirklichkeit war's doch wohl eher so, daß das BBI, um ökonomisch zu überleben, mit Ausländeraktivitäten begann. Daß dann die DAG entdeckte, daß die Satzung dies ja gar nicht erlaube. Woraufhin die DGB-Fraktion feige zurückrobbte und ihren Anteil am Geschehen leugnete. That's all!

Wozu überhaupt noch eine Angestelltenkammer? Nur, um die Kassen des DGB oder der DAG zu füllen? Sicher nicht! Wegen der dort Angestellten? Das wäre am ehesten nachzuvollziehen. Wegen der Rechtsberatung? Die ist immerhin so gut, daß die Angestelltenkammer im Prozeß gegen Graubner schon im Vorfeld an nicht eingehaltenen Fristen scheiterte. Wegen der Kulturarbeit? Die wird doch gerade von Perschau und DGB einträchtig abgeräumt. Wegen der politischen Bildung? Dort herrscht doch Mittelalter – nur auf Bildungsurlaub, Großunternehmen, Personalräte und Betriebsräte fixiert, als lebten wir Anno 1970.

Weshalb also? Wegen des schicken Wahlgesetzes, das Plakate zeigt, aber keine Demokratie? Die Gewerkschaften stehen nämlich wie der Igel jederzeit als Wahlsieger fest. Mit dem märchenhaften Unterschied, daß die Hasen noch nicht einmal antreten dürfen.

Nein! Die Kammern sollten sich einfach selbst erhalten. Schafft die Zwangsabgaben ab! Vielleicht interessiert sich der DGB dann auch wieder mehr für den Vulkan.

Dr. Klaus Jarchow

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