Sanssouci: Vorschlag II
■ "Frejliche kabzonim" im Arsenal
East meets West in dieser kauzigen Komödie um zwei polnische Jidden („fröhliche Arme“ heißt der Titel übersetzt), die auf die schnelle reich werden wollen. Sie können nicht einsehen, warum es nur dem zugereisten „Allrightnik“ aus Amerika so gut gehen sollte, daß er seinen dicken Bauch an einem Goldkettchen durchs Schtetl schieben kann. Ausgerechnet nach Öl wollen sie graben in der verkarsteten polnischen Erde – aber da ist auch schon die Tochter des einen mit dem Bohrplan durchgebrannt.
Auf der Jagd nach der Entflohenen, die dem fahrenden Jahrmarkt und einem schönen Burschen hinterhergezogen ist, landen sie natürlich kurzfristig in einer Irrenanstalt. Nachdem sie dort vorwitzig einen jähzornigen Insassen verärgert haben, geht es ihnen nur noch an den Kragen.
Wie so oft im jiddischen Kino der Vorkriegsjahre sind die Windungen der Lebenslinien nicht von den Protagonisten zu kontrollieren. An jeder Ecke lauern schnauzbärtige Polizisten, mit dem Finger dräuende Rabbiner, riesige lachende Frauen. Zum Schluß landen die zwei Schlemihls, ohne es zu ahnen, auf einer Vaudeville-Bühne, im Scheinwerferlicht der Stadt, auf der Schwelle zur Immigration nach Amerika. Der Spagat zwischen Stadt und Land und zwischen Alter und Neuer Welt, in dem das jiddische Kino immer operierte, zeigt sich hier bar jeden Ernstes: Die Tochter wird zum gefeierten Bühnenstar, der „Allrightnik“ muß unverrichteter Dinge nach Amerika abziehen, und die beiden Kabzonim verlegen sich aufs Grabsteine hämmern. mn
Im Rahmen der jüdischen Kulturtage: „Frejleche kabzonim“ (jidd. mit engl. UT), heute um 20 Uhr, Arsenal, Welser Straße 25
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