Sanssouci: Vorschlag
■ Eddie Harris Funk Project im Quasimodo
Foto: Veranstalter
Überall, wo er hinkommt, fragen die Leute nach: Eddie Who? Aber das war einmal, als er mit Les McCann und ihrer gemeinsamen Band durch die Lande zog und sie Call and Response pur vorführten. Heute auf den Tag genau, vor fünf Jahren und einem Monat, nahm er eine seiner bislang letzten Platten auf, „Live in Berlin at the Jazzclub Quasimodo“ – rauschig, dumpf und bootleggig. Und da er ahnte, was es heißt, mit seiner Karriere zu experimentieren und nicht allzu jung sterben zu können, komponierte er einen Song für die Vergeßlichen und Nachwachsenden, den nur er singen darf. Eddie Who?
„There's a guy“, der wirklich Saxophon spielen kann. Er kommt aus Chicago und hatte 1960 einen großen Hit mit „Exodus“. Er führte das elektrische Saxophon ein und erfand Mundstücke für Trompete und Posaune. Er vermochte die hohen Register des Tenorsaxophons in die klangliche Nähe des Soprans zu bringen, und als Musician's Musician sollte eigentlich er die Nachfolge von John Coltrane antreten. Statt dessen erfand er den Fusion-Sound. Und sein „Freedom Jazz Dance“ bewährte sich in der Aufnahme von Miles Davis (1967) „als eines der tragfähigsten neuen Themen des Jazz in den sechziger und siebziger Jahren“. 1969 fuhr er zum Montreux Jazz Festival und nahm „Cold Duck“ auf, während Les McCann „Compared to what“ sang.
Er selbst singt Sachen, die keiner versteht. „It's just a mixture of black street talk and african“, erläutert der Meister sein gescattetes Funkgejodel. Mit seiner langjährigen Tourband schaut der Multiinstrumentalist heute und morgen abend im Quasimodo vorbei, um im Sound des Originals zu zeigen, was kein Samplingverfahren ersetzen kann. Erdiger Funkjazz gegen die Unzulänglichkeit der Kopie; stompin' feet and clappin' hands sind ausdrücklich erwünscht. Nicht vergessen: Auf den call folgt die response. Eddie Who? — Eddie Harris! Christian Broecking
Fr., 23.4., und Sa., 24.4.: The Eddie Harris Funk Project im Quasimodo, Kantstraße 12a, 1/12, ab 22 Uhr
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