Sanssouci: Vorschlag
■ Phil Upchurch am Sonntag im Quasimodo
Ben Sidran hat ein Label namens Go-Jazz. Ab und an erscheinen dort außer seinen eigenen auch einige Platten, die klingen als seien sie für verwöhnte Mainstreamohren bestimmt. Genauer: für jenen Mainstream, der weit abseits tösender Blues-Rock- Fälle und dezimierter Fusion-Schnellen eher gemächlich in der schwarzen Musiktradition dahinbächelt. Genauer: in jener schwarzen Musik, die nichts mehr über die Hautfarbe ihrer Handwerker aussagen will. Dennoch beantwortet Sidran die Frage, was denn zwischenzeitlich eigentlich aus dem Blues geworden sei, erst mal mit der Produktion einer Phil-Upchurch- Scheibe, der er als Kommunikationssoziologe schlau hinzuzuschreiben weiß: „The Blues ain't nothin' but the facts of life“. Dies allerdings ist ein Zitat von Willie Dixon, des Chicagoer Bluesgurus – „The late Dixon“, um genauer zu sein, da er den irdischen Blues bereits hinter sich hat. Seinem alten Freund Willie nun hat Phil Upchurch seine „Whatever happened to the Blues“-Platte gewidmet, bezeichnenderweise ohne Fragezeichen. Warum? Weil dem Blues eben nichts wirklich Ernstes zugestoßen sei, wie er wissen will. Und das sollte er wiederum, wenn man allein seiner Legende glauben schenken möchte – der von Phil Upchurch seit 35 Jahren, versteht sich.
Kein Fragezeichen also, sondern eine „gute“ Nachricht obendrein: der Blues sei zu lang als schwarze Trauerarbeit mißverstanden worden, handele er doch vor allem von der Kunst, gut drauf zu sein. Das deutet zeitgemäße Re-Definition an. Dem stimmen offensichtlich eine ganze Reihe überlebender Soul- und Bluesheroen zu, von Pops Staples und Les McCann (am 14./15.5. mit eigener Band im Quasimodo) über Clyde Stubblefield („the most sampled drummer in the world“) zu den JB Horns und Michael Bland, die alle ihrem klanfenden Brother Phil in Princens Paisley Rark Studio zur Seite gingen. Als Michael Jackson noch so richtig bad war – weil Quincy Jones ihn produzierte – da war auch Phil dabei. Fast wie im Quasimodo: mit Gitarre, Band und ohne Fragezeichen. Christian Broecking
Sonntag, 22 Uhr: Phil Upchurch & Band im Quasimodo
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