piwik no script img

SanssouciVorschlag

■ Auch ein optischer Hochgenuß: Trommeln aus Peking

Der Percussionale letzter Akt macht die klingende Bandbreite beinahe sämtlicher Materialien hörbar. Bambus-, Holz-, Bronze-, Eisen- und Elefantenfußtrommeln, Gongs in verschiedenen Größen, die Hunde-, Tigerstimmen und Wind imitieren, Becken, Schellen, Klappern und vieles mehr gehört zum Instrumentarium des chinesischen Ensembles Li Zhengui. Die fünf Musiker, unter der Leitung Professor Li Zhenguis, beherrschen unzählige traditionelle Stile der Volksrepublik – aus Sechuan, Schanghai, Anhui, Hunan und anderen Regionen – aber auch die zeitgenössische westliche Percussionmusik hat Einzug in ihre Arbeit gehalten. Verspieltheit und Virtuosität, ein hohes Maß an Konzentration und die unbändige Lust an der musikalischen Gruppendynamik kommen hier zusammen.

Fünf goldverzierte, leuchtend rote Trommeln sitzen auf vier Beinen und ähneln in ihrer Form den Waschschüsselständern vergangener Zeiten. Die darauf gespielte Komposition „Trommel-Gedicht“ ist auch ein optischer Genuß; die sinnlich choreographierten Bewegungen haben jedoch stets einen percussiven Anlaß. Alle Musiker konzentrieren sich auf einen, harten Schlag, bis ein einzelner ausschert und sich seine blecherne Aktion anhört wie eine davonrollende Radkappe.

Das Programm des Ensembles verliert sich nie in der kunstvollen Demonstration percussiven Könnens, sondern erzählt neun Geschichten voller Phantasie und Humor. Ängstlicher Flügelschlag und auftrumpfendes Flattern zum Beispiel im Stück „Zankende Enten“. Zwei der Musiker sitzen sich gegenüber, verkörpern das Federvieh mit Handgongs, während die anderen das Geschehen sensibel begleiten. Auch bei „Ein Tiger schärft seine Zähne“ wird jede Nuance von Spannung erzeugt: Das Lauern, die drohende Gefahr, das Anschleichen der Großkatze, das der Meister mit gespreizten Fingern auf seiner großen Trommel mimt. Das intensive Spiel mit den an beiden Händen festgebundenen Gongs wird zwar hie und da als zu heftig empfunden – der eine oder die andere hält sich schon mal die Ohren zu – doch es ist gerade das Laut-leise-Gefälle, das die Intensität dieser Musik ausmacht. Anna-Bianca Krause

Heute abend um 20 Uhr im Haus der Kulturen der Welt, John- Foster-Dulles-Allee 10 in Tiergarten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen