Sanssouci: Vorschlag
■ „Psí Vojáci“ – Ein Film über die tschechische Band
„Psí Vojáci“ – Hundesoldaten heißt der Film von Pavel Machácek, der 1990, ein Jahr nach der Velvet Revolution in Prag die Band der Gebrüder Filip und Jáchym Topol filmte. Psí Vojáci gehören zur Generation tschechischer Undergroundmusiker, die weder so alt und kult sind, wie etwa Plastic People of the Universe, noch eine Band sind, die sich in den Freuden amerikanischer Rockmusik auflöst wie Support Lesbiens oder die Kurtisanen der 25. Straße. Neben den Topol-Brüdern gehören noch Jan Hazuka (Bass), David Skéla (Drums) und Zdenek Nocvak (Trompete) dazu. Ihnen haftet ein melancholischer Unterton an, andererseits mutieren sie, mit genügend Alkohol, bei ihren Konzerten zu wahren Ekstatikern: Da schlägt sich Filip die Finger am Klavier wund, und der Saal tobt im Taumel.
Der Film, den Pavel Machácek bei der DFFB gedreht hat, zeigt Prag schwarzweiß, sehr alt, sehr einsam. Neben den Bildern aus der Stadt, in denen man Filip gehen, rennen, sich durch die Stadt schlagen sieht, gibt es immer wieder Gespräche. Gespräche am Tisch, untereinander, über die Geschichte der Band, den Anfang 1979, die Inspiration durch die Plastic People, durch Velvet Underground (viel wichtiger aber durch die Doors), Gespräche über Frauen, das Leben – und über die „ungeheure Leichtigkeit des Seins“. Ausschnitte aus unterschiedlichen Konzerten werden gezeigt, Freunde tauchen auf, die Bandmitglieder sitzen im Garten und trinken Staromesta, das starke Bier.
Düstere Texte, die in schweren Worten von Sex und Sehnsucht handeln, extrem lyrisch und traurig. Die „Hundesoldaten“ haben neben ihren eigenen Texten, die zu Anfang Jáchym Topol schrieb, ab 1985 vor allem die Texte von Sylvia Plath adaptiert. Es scheint nicht viel passiert zu sein seit damals, oder vielleicht doch, jedenfalls ist das einzig sichtbare Zeichen ein Blues-Brothers-T- Shirt des Klavierspielers – alles andere ist wie in einem sehr alten Film. Für Leute, die sich für die Atmosphäre einer Prager Undergroundband interessieren, ist der Film, der in tschechischer Sprache mit deutschen Untertiteln läuft, sicherlich ungeheuer spannend. Denen, die ein Prag-Underground-Overview erwarten, ist er vermutlich zu langwierig. Annette Weber
Heute, 19 Uhr, Tschechisches Zentrum, Leipziger Straße 60.
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