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SanssouciNachschlag

■ Wenzel und Mensching in der Kulturbrauerei

„Die Wilden in einer Oase bereiten sich auf das letzte Gefecht vor“, konstatieren die Clowns. Hans-Eckardt Wenzel und Steffen Mensching, die profunden Kenner der ehemaligen Zweiten Welt, haben sich in die Dritte zurückgezogen, weil von dort, „aus den verwahrlosten Städten“, die gerechten Rächer nach Europa kommen werden. So jedenfalls hatten es die beiden in den vergangenen Jahren vorhergesagt – und verbringen deshalb ihre Zeit jetzt vorsichtshalber in einer Wüste, in der bequem sowohl Paris, die einst liebste Fata Morgana der Ostler, als auch der gesamte Zivilisationsmüll Platz haben. Flucht nach unten: Keiner weiß, wo genau sie sich befindet. Irgendwo weiter südlich, legt es der Titel des neuen Programms nahe, das am Sonntag in der Kulturbrauerei Premiere hatte – „Weihnachten in Afrika“ auf leergeräumter Bühne und vor Stammpublikum. Wenn Mensching und Wenzel alias Meh und Weh die Bühne betreten, aufeinander herumklettern und den Kult um ihre Personen zelebrieren (immer der gleiche Aufzug und sich hemmungslos selbst zitierend) klärt sich die Welt normalerweise mittels Klamotte.

Weil die Welt aber seit ein paar Jahren so fürchterlich ungeordnet ist, hängen selbst so versierte und praktisch veranlagte postkommunistische Wesen wie Weh und Meh „in der Schwebe“. Singend und kalauernd kämpfen sie ums Überleben. Es mangelt an Wasser: Wenzel und Mensching kennen sich an ihrem Fluchtort genausowenig aus wie gewöhnliche Europäer; er dient denn auch lediglich als Kulisse, vor der sie beliebig wechselnd Figuren des neuen Deutschland verhunzen und dann nicht weiter wissen: Sollen sie einfach nichts tun? Sich „die Pulsadern mit der Kreditkarte aufschneiden“? Glücklich vergangenen Tagen nachsinnen? Die Wüstenmetaphorik hält das Programm nur lose zusammen und erinnert ein bißchen an Beckett – nur daß Warten und Sinnen keine geeigneten Arbeiten für die Clowns sind. Ihr Geschäft ist, sich und das Pubklikum im spärlich herumliegenden Müll von einem Witz zum nächsten zu retten. Friederike Freier

Nächste Vorstellung am 6.3., Maxim-Gorki-Theater, Am Festungsgraben 2, Berlin-Mitte

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