Sanssouci: Vorschlag
■ Party für die haßgeliebte Marianne Rosenberg
„Ich bin wie duhu“, schluchzt ein Pummel mit Perücke, im Anschluß daran wird die Seventies-Single „Mr. Paul McCartney“ versteigert, und zum Schluß kreischt der gesamte Saal: „Er gehört zu mir“. Solche herzzerreißenden Szenen spielten sich Ende vergangenen Jahres auf Berlins erster „Marianne-Rosenberg- Party“ im „Fascination“ ab, einer kleinen Homopinte in Neukölln. Am 3. April soll dort die nächste Fete für die Diva steigen.
„Star-Partys ohne Stars sind in“, meint der Organisator Frank Reimann und verweist auf die boomenden „ABBA-Feten“. Der 24jährige Neuköllner hat sein Herz jedoch allein der Rosenberg verschrieben, deren bedingungsloser Fan er im zarten Alter von acht Jahren wurde. „Das war wie ein Blitzschlag“, erinnert er sich an ihren Hitparaden-Auftritt mit „Herz aus Glas“. Und seither ist er ihrer „kristallklaren Stimme“ und ihren „eindringlichen Songs“ verfallen. „Ihre Lieder sind mein Erste-Hilfe-Schrank“, sagt Frank, „mit ihnen kann ich Beziehungskrisen verarbeiten.“
Marianne Rosenberg. Foto: Ariola
Daß es ihm nicht allein so geht, beweist der gewaltige Ansturm auf die Rosenberg-Partys, mit denen Reimann durch die Republik tingelt. Anruf genügt, und der treue Fan organisiert alles – von der Deko, die im Wohnzimmer lagert, bis hin zur Werbung. Sein Idol, das die geplante Deutschland-Tournee unlängst wegen einer Virusinfektion absagen mußte, würde er bei den Partys gar nicht dabei haben wollen. „Persönlich kann ich die Rosenberg nicht leiden, sie ist mir zu oberflächlich“, gesteht Frank Reimann. Geld scheffelt er mit den Rosenberg-Partys kaum, doch darum geht es dem hauptberuflichen Erzieher auch nicht: „Ich mache es aus Spaß an der Freud'.“ Die Freude aber wird von der Berliner Szene getrübt: „Meine Partys sollen für alle Rosenberg-Fans offen sein“, wünscht sich Frank Reimann – doch mit Angeboten von Schwulen-Bars überschüttet, konnte er „normale“ Discos und Clubs bislang nicht als Veranstaltungsorte gewinnen. Die Homo-Fans des Schlagersternchens würde er damit kaum vergraulen: „Aus Erfahrung weiß ich doch, daß nur die Schwulen bei der Rosenberg so richtig ausrasten können.“ Micha Schulze
Die Marianne-Rosenberg-Party steigt morgen, 21 Uhr, im Fascination, Weichselstraße 7, Neukölln. Interessierte Disco-Besitzer können sich bei Frank Reimann unter 686 61 43 melden.
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