Sanssouci: Vorschlag
■ Womax-Festival im Haus der Kulturen der Welt
Mit dem Umzug kann es bekanntlich noch dauern, die Drehscheibe zum Osten hin ist Berlin auch (noch) nicht, aber „Zentrum der Weltmusik“ darf es sich ab morgen für ganze drei Tage schon mal nennen. Finden jedenfalls die Veranstalter der Fachmesse „Womax“, alles alterprobte Weltmusik-Afficionados, die ihr Festival der Kulturen der Welt im Haus der Kulturen der Welt über die Bühne bringen werden.
Ganz neu ist die Idee nicht. Die Messe tritt das Erbe der gescheiterten „Berlin Independant Days“ (BID) an, der Musikmesse für die „Independents“, die wegen Publikumsmangel, gestrichenen Senatsgeldern und allgemeiner Zermürbung der Hauptakteure der übermächtigen „PopKomm“-Konkurrenz aus Köln in diesem Jahr nicht mehr standhalten konnte. Man nimmt auf seiten von Womax allerdings für sich in Anspruch, mit den sogenannten „World Wide Music Days“ schon im Rahmen der BID das klarste Konzept einer konkurrenzfähigen und themenbezogenen Messe gestaltet zu haben.
Womax will aber noch mehr: Die Veranstalter haben das Ziel, zur wichtigsten Fachmesse für World Music europaweit zu werden. Deshalb ist das Projekt als „Wanderzirkus“ konzipiert, der jedes Jahr in einer anderen europäischen Hauptstadt weilt. Beim Probelauf in Berlin wird vor allem das Thema der Infrastruktur diskutiert werden: Wie kann die Kooperation mit außereuropäischen Vertrieben und Künstlern verbessert werden? Läßt sich die rechtliche Situation – zum Beispiel in Osteuropa – klären? Was können lokale Rundfunkstationen leisten? Auch ist für außereuropäische Künstler zum Beispiel immer noch die Visa-Beschaffung ein großes Problem.
Während das Fachpublikum am Tage Pläne schmiedet, wie der Ignoranz von Industrie und Sendeanstalten gegenüber World Music begegnet werden soll, kann sich das gemeine Publikum an einem hervorragenden „Begleit“-Programm erfreuen: insgesamt 18 Bands aus aller Welt werden zu sehen sein, vom finnischen Folk bis zu lateinamerikanischem Tango. Als Geheimtips gehandelt werden Radio Tarifa aus Spanien, Baaba Maal aus Senegal und Shriekback aus England. DJs aus London werden die Connection Techno/Trance–World Music vertreten. Das finanzielle Risiko ist auch bei dieser Messe erheblich. Etwa die Hälfte des Budgets müssen die Betreiber selbst erwirtschaften, also vor allem aus dem Kartenverkauf. Noäl Rademacher
Morgen 21 Uhr: La Cucina (GB/Italien), 22 Uhr: Carlo Jones (NL/Surinam), 23 Uhr: Igd Elgalad (Sudan), alles Auditorium; 21.30 Uhr: Tango Orkestret (Dänemark), 22.30 Uhr: Jpp (Finnland), 23.30 Uhr: Vinx (USA). Ab 23.30 Uhr legen internationale DJs im Café Global Platten auf. Programm für Freitag und Samstag bitte erfragen, Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee, Tiergarten. Abendticket: 30 Mark, alle drei Tage: 50 Mark.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen