Sanssouci: Nachschlag
■ Erstes kulturpolitisches Pressefrühstück in der KulturBrauerei
Für Gabriele Muschter war das Frühstückstreffen am Donnerstag ein voller Erfolg. Ganz nebenbei erfuhr die Leiterin der KulturBrauerei nämlich, daß ihrer Initiative, künftig 50 Pfennige „freiwillige“ Kulturabgabe auf jede Eintrittskarte zu erheben, von Senatsseite nichts mehr im Wege steht. Gegen eine Erhöhung der Kartenpreise hätte der Kultursenat natürlich von Anfang an nichts gehabt, aber darum handelt es sich nicht. Da die KulturBrauerei (genau wie viele andere Häuser, etwa das Theater am Halleschen Ufer) jede erwirtschaftete Mark direktemang an den subventionierenden Senat abführen muß, geht es nun um die kleine Freiheit, eine 50-Pfennig-Freiheit, sich selbst einen finanziellen Handlungsspielraum für Ausstattung und Projekte zu verschaffen. Die Reanimation des DDR-Kulturgroschens löst das Problem der Kulturfinanzierung prinzipiell natürlich nicht. Im größeren Rahmen eingeführt, müßte man sogar vier Groschen pro Karte aufwenden, um den fünften dann angemessen zu verwalten. Das rechnete Hajo Cornell vor, ministerialer Referatsleiter für Kultur im Land Brandenburg.
Das kulturpolitische Pressefrühstück in der KulturBrauerei soll künftig an jedem ersten Mittwoch im Monat stattfinden. Vor dem Möhring-Büfett (kulinarisches Sponsoring vor Ort) sitzen im Idealfall JournalistInnen, Leute aus der Wirtschaft, PolitikerInnen und Kulturschaffende in schöner und kommunikativer Eintracht, mittendrin Gabriele Muschter, die Initiatorin dieser prinzipiell ja sehr sinnvollen Einrichtung. Beim ersten Treffen moderierte Claudia Henne vom SFB das Gespräch zum Thema „Kulturpolitische Aspekte und Perspektiven in Berlin/Brandenburg“. Geladen und angekündigt waren die beiden Kultursenatoren beziehungsweise -minister, gekommen sind Referatsleiter Cornell aus Potsdam und Staatssekretär Winfried Sühlo aus Berlin. Außerdem dabei: der letzte DDR-Kulturminister Herbert Schirmer und Max Dehmel aus Bonn, im Wirtschaftsministerium für die Bereiche Film, Verlag und Kultur (?!) zuständig. Gesprochen wurde über die strukturellen Schwierigkeiten bei der Kooperation zwischen Berlin und Brandenburg, über Mißlichkeiten der jeweiligen Zuständigkeiten, über die Lage und ungenutzten Möglichkeiten von Kultursponsoring etc. Ein Gespräch zum Beschnuppern, ohne unmittelbaren Nutzwert.
Langfristig sollen beim Pressefrühstück Hemmschwellen beim Kontakt zwischen Wirtschaftsleuten und sogenannten Kulturmenschen abgebaut werden. Und so manches kann öffentlich werden, was sonst kein Forum hat. So rechnete beispielsweise Frank Bruckner vor, daß, nach einer für Nichtökonomen zwar komplizierten, aber jederzeit nachvollziehbaren Rechnung, das Berliner Kulturleben immerhin 700 (in Worten: siebenhundert) Millionen Mark jährlich erwirtschaftet. Schade nur, daß seine Studie über das Berliner Kulturleben, in der man seine Rechenakrobatik genauer nachlesen könnte, zwar seit einem Jahr fertig ist, ihr Auftraggeber, der Berliner Senat, aber offensichtlich keine Neigung verspürt, sie auch zu drucken. Petra Kohse/Barbara Häusler
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