Sanssouci: Vorschlag
■ „Fear of a Black Hat“ eröffnet das Freiluftkino im Bethanien
„We got a whole hat philosophy.“ Und die geht ungefähr so: Weil in der Väter Vorzeiten die aus Afrika importierten Sklaven immer in der heißen Sonne der Baumwollfelder arbeiten mußten, waren sie abends zu geschafft, um noch gegen ihre weißen Herren zu rebellieren. Hätten sie damals Hüte getragen, wäre die amerikanische Geschichte anders verlaufen. Der Mann, der diese Philosophie vertritt, heißt Ice Cold. Er ist Rapper bei N.W.H., den Niggas With Hats. Wer sich nur ein bißchen mit HipHop auskennt, weiß jetzt Bescheid: Ice Cold ist natürlich eine Anspielung auf Ice-T, Ice Cube und sonstwen, Niggas With Attitude hieß eine der einflußreichsten HipHop-Crews, und „Fear of a Black Planet“ war ein Albumtitel von Public Enemy.
„Fear of a Black Hat“ kommt daher wie ein Dokumentarfilm inklusive Soziologie-Studentin, die den daherplappernden Musikern aus „Tough Neighborhood, USA“ die Stichworte gibt. Dazu: befreundete und verfeindete Crews, Studio-Nerv und Live-Auftritte, Fernsehtermine und Talk-Shows, Polizei-Probleme und Groupie-Ärger. Nebenbei kriegen von Spike Lee bis Rodney King alle ihr Fett weg. Im großen und ganzen also das gleiche Konzept wie bei „This is Spinal Tap“, nur daß die Satire vom Heavy-Metal-Business in den HipHop, und damit von Weiß auf Schwarz verlegt wurde. Ob es nun am Gegenstand liegt oder nicht – „Fear of a Black Hat“ ist jedenfalls ein gutes Stück respektvoller geraten als der überaus klamaukige „Spinal Tap“. Er scheut aber auch Grobheiten nicht, vor allem, wenn es um den Waffenfetischismus von Rapper Tasty-Taste und gewisse sexuelle Verwicklungen geht. So hat Ice Cold ein nicht zu bremsendes Faible für Abkürzungen: NIGGA liest sich dann als „Natural Intelligence Gonna Get Ass“. Meist aber wird schlicht der aufklärerische und politische Anspruch mit dämlichen Inhalten gefüllt. So weigert sich Ice Cold vehement, ohne die speziellen Bühnen- Hüte auf die Bühne zu klettern. Jeder, der sich für die afroamerikanische Kultur bisher nicht interessierte, wird „Fear of a Black Hat“ nicht einmal ansatzweise verstehen, alle anderen haben haufenweise Sticheleien zu entdecken, auch wenn sie nur die Spitze des Eisbergs kratzen. Thomas Winkler
Heute, 21.45 Uhr, Freiluft-Kino Bethanien, Mariannenplatz 2, Kreuzberg; ab 22.5. im Eiszeit, Zeughofstraße 20, Kreuzberg.
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