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■ Positiv gelebte Traurigkeit: Epic Soundtracks tritt morgen im Huxley's Junior auf

Früher war er der Mann im Hintergrund, zuständig eher fürs Grobe: Epic Soundtracks, Schlagzeuger bei den ersten Homerecordern ever, den Swell Maps, später auch bei Crime & The City Solution und den nicht ganz so düsteren These Immoratal Souls. Das mußte wohl so sein, wenn man als Bruder von Nikki Sudden das Licht der Welt erblickte und dessen exzentrischen Tränenfluß im gemeinsamen Kinderzimmer zu ertragen und nichts außer Gelassenheit entgegenzusetzen hatte. Vor drei Jahren dann trommelte Soundtracks ein paar Größen für sein erstes Solo-Album „Rise Above“ zusammen, das er am Klavier erdachte und auskomponierte und auf dem er beispielsweise einen J. Mascis die Parts am Schlagzeug spielen ließ. (Die anderen Mitmusiker kamen übrigens von Sonic Youth!) Das Klavier als Kompositionsplattform und diese Besetzungsliste bissen sich keineswegs. Ein Stern am Singer/Songwriterhimmel war aufgegangen: alle Songs waren ruhig und getragen, ohne Anwandlungen von Blues oder Pathos oder Harschheiten, wie es die Soundtracksche Vergangenheit nahelegte.

Epic Soundtracks vermittelt mit seinen Alben – ein zweites, „Sleeping Star“, ist vor kurzem erschienen – eher positiv gelebte Traurigkeit und Sentimentalität. Er macht Songs, die geschmeidig sind, ein bißchen in Romantik schwelgen und irgendwie nicht mehr in diese Welt zu passen scheinen. Mit solcher Musik wird er zwar weiterhin im Hintergrund bleiben, doch damit ist er offenbar ganz einverstanden, wenn man seine Äußerungen in einem Interview mit den These Immortal Souls zugrunde legt. Er mache eine „Art Musik, die niemand mehr macht“, sagt er da, und: man müsse „gute Songs und Gefühle“ produzieren und immer einen Rest Geheimnis übriglassen. Das paßt gut, und um seine Songs zu hören, muß man, wie es diese Musikentwicklung nahelegen könnte, nicht unbedingt ein gewisses Alter mitbringen. Wenn Epic Soundtracks uns dann noch mit elegischen Auftritten in der Passionskirche verschont, wird er bald genauso geliebt werden wie sein immer noch rock'n'rollender Bruder. Gerrit Bartels

Morgen, ab 21 Uhr, Huxley's Junior, Hasenheide 108–114, Neukölln

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