■ Sanktionen gegen Nigeria? Eine US-Perspektive: Die Zivilgesellschaft ist gefragt
Menschenrechtsaktivisten und einer wachsenden Zahl US-amerikanischer Schwarzer ist die Unterstützung für Demokratie in Nigeria ein logisches Ergebnis ihrer erfolgreichen Mobilisierungsbemühungen gegen die Apartheid in Südafrika und die Militärdiktatur in Haiti. Voraussetzung dafür waren jedoch die vielfältigen Verbindungen zwischen Amerikanern und Bürgern dieser beiden Länder. Langfristig hängt Scheitern oder Erfolg US-amerikanischer Aktionen zur Demokratisierung Nigerias von der Fähigkeit der Sanktionsbewegung ab, Kontakte zwischen Amerikanern und Nigerianern zu knüpfen, so wie es Kontakte nach Südafrika und Haiti gab.
Im Falle Haitis war es die Flut haitianischer Bootsflüchtlinge, die Washington unter Druck setzte. Ein ähnlicher Flüchtlingsstrom aus Nigeria in die USA ist dagegen unwahrscheinlich. Auch die Bedingungen des Erfolges der Anti-Apartheid-Bewegung gegenüber Südafrika sind im Falle Nigeria noch nicht vorhanden. Die Südafrika-Sanktionsbewegung entzündete sich an öffentlichem Unmut über die Unterstützung der Reagan-Regierung für das weiße Minderheitsregime. Die Clinton-Regierung hat ihre Beziehungen mit Nigeria demgegenüber bereits weitgehend eingestellt. Die Sanktionen, die Südafrika schließlich am meisten weh taten, waren diejenigen, die auf lokaler Ebene verhängt wurden und US-Firmen dazu zwangen, zwischen Geschäften in Südafrika und Geschäften in Kalifornien oder New York zu wählen. In Nigeria sind dagegen hauptsächlich Ölfirmen präsent, und die sind heimischen Drohungen mit Auftragsentzug viel weniger ausgesetzt. Menschenrechtsverletzungen in Nigeria erregen auch nicht dieselbe Empörung in weißen Kreisen der USA wie jene in Südafrika. Nigeria spricht die weißen Schuldkomplexe nicht an, und wenige weiße Politiker fühlen sich verpflichtet, ihre Opposition gegen die Unterdrückung in Nigeria im selben Maße unter Beweis zu stellen, wie sie es im Falle der Apartheid tun mußten.
Amerikaner und Nigerianer haben miteinander einfach zu wenig zu tun. Als der US-Kongreß 1986 die Sanktionsgesetze gegen Südafrika verabschiedete, gab es Kooperationsprogramme zwischen den meisten US-Gewerkschaften und denen in Südafrika; es gab Stipendien für Südafrikaner an US-amerikanischen Universitäten; US-amerikanische Anwälte halfen südafrikanischen Dissidenten; bekannte Künstler waren in Sdüafrika tätig. In Nigeria gibt es all das nicht. Die Nigeria-Sanktionsbewegung steht jetzt vor der Herausforderung, langfristige zivilgesellschaftliche Druckmittel zu entwickeln, die es amerikanischen Bürgern ermöglicht, eine größere Rolle in der Unterstützung für Demokratie in Nigeria zu spielen. Michael Clough, Nancy Bodurtha
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