Sätze, die nicht funktionieren

betr.: „Wenig Interesse an Bio“, taz vom 18. 11. 08

Aus der Studie, die das CSU-geführte Landwirtschaftsministerium in Auftrag gab, geht einerseits hervor, dass die Kunden von Biowaren herzlich wenig Vertrauen in Supermärkte (10 Prozent) und Discounter haben (8 Prozent), sie geben aber an, ihre Bioprodukte bevorzugt im Supermarkt (77 Prozent) bzw. beim Discounter (67 Prozent) zu kaufen. Erstaunlich.

Im Lidl mehr Geld für Bioware auszugeben ist ungefähr genauso zielführend, wie „Ökostrom“ bei Eon, RWE, Vattenfall und EnBW und deren Stadtwerke-Töchtern zu kaufen. Ich freue mich jedenfalls sehr, dass es in meiner Nachbarschaft noch einen Bioladen im Tante-Emma-Format gibt, der noch nicht von irgendwelchen Franchise-Unternehmen plattgemacht wurde. Ich gehe gerne da hin, nicht nur zum Einkaufen, auch auf ein kleines Quätschken, zum Beispiel darüber, dass bestimmte Sätze nicht funktionieren. Der Satz „Ich habe kein Handy, das kann ich mir nicht leisten“ existiert nicht – weltweit. Den Satz „Ich kann mir Biolebensmittel nicht leisten“ spricht man vom Bildungsbürgertum aufwärts mit traumwandlerischer Sicherheit aus, auch wenn man gerade eine Einkaufstüte randvoll mit überteuertem Junkfood in der Hand hat. Wer bringt uns dazu, dass wir kollektiv glauben, diese Aussagen seien das Resultat unserer eigenen Überlegungen? EVA STEGEN, Freiburg