SUSANNE KNAUL ÜBER DEN WASSERMANGEL BEI DEN PALÄSTINENSERN : Israel in der Pflicht
Die eigene Not ist im Vergleich zum nachbarlichen Wohlstand besonders schmerzlich, und man kann sich vorstellen, was in einer palästinensischen Mutter vorgeht, die mühsam einen Wasserkanister nach Hause schleppt, während in nicht allzu weiter Ferne ein Rasensprenger auf einem israelischen Spielplatz kubikmeterweise Frischwasser verspritzt. Den Siedlern steht ungleich mehr Wasser zur Verfügung als den Palästinensern, trotzdem hätten die Palästinenser nicht automatisch mehr Wasser, gäbe es keine Siedlungen. Nirgendwo ist die Trockenheit schlimmer als im Gazastreifen, wo seit August 2005 bekannterweise kein Siedler mehr lebt.
Amnesty International lässt mit dem jüngsten Bericht zur ungerechneten Wasserverteilung den Eindruck entstehen, als hielten die Siedler den Schlüssel zur Lösung für die Dürre in den Händen. Das ist nicht nur falsch, sondern noch dazu völlig überflüssig, schließlich mangelt es nicht an Kritik an ihnen angesichts der fast täglichen Übergriffe von Siedlern auf ihre palästinensischen Nachbarn.
Die ungerechte Wasserverteilung betrifft weniger die Siedler als die israelische Regierung und die palästinensische Autonomiebehörde. Die Verteilung der Ressourcen wird in einem Friedensabkommen geregelt werden müssen, so wie es Israel und Jordanien vor fünfzehn Jahren gelang. Bis dahin ist die Besatzungsmacht für das Wohl der Menschen in den Gebieten zuständig. Im Fall des Gazastreifens müsste aber auch der Nachbar Ägypten tätig werden.
Israel kommt seinem Auftrag nicht nach und der Amnesty-Bericht sollte für Premierminister Netanjahu Anlass sein, das zu ändern. Lobenswerterweise beschränkt Amnesty seinen Appell nicht auf Israel, sondern richten sich auch an die Autonomiebehörde, die zweifellos mit für die Not der Palästinenser verantwortlich ist.