SUSAN JENNIFER GILBEY, FRIEDENSAKTIVISTIN : Die Regierungsfeindin
■ widmete ihr Leben nach einem schweren Unfall vor zehn Jahren der Flüchtlingshilfe.Foto: privat
Der kleiner Stecker mit dem Peace-Zeichen im Ohr sagt alles: Die Australierin Susan Jennifer Gilbey ist Friedensaktivistin – das ist sogar bis nach Bremen durchgedrungen, wo sie heute von der Stiftung „Die Schwelle“ einen Preis bekommt. Sie ist „Preisträgerin in der Kategorie: Unbekannte/r Friedensarbeiter/in“, wie es es in der Mitteilung zum Internationalen Bremer Friedenspreis 2009 heißt. Dort steht auch, dass Australien zwar „ein Kontinent voller Naturschönheiten“ ist, für Flüchtlinge aber alles andere als ein Paradies. „Sie kommen aus Afghanistan, Iran, Irak, von den pazifischen Inselstaaten und Sri Lanka“, zählt Gilbey auf: Nur vier Prozent übrigens mit dem Boot, meistens über Malaysia: „Alle anderen reisen mit dem Flugzeug ein und tauchen unter wenn ihr Visum abgelaufen ist“, erzählt die ehemalige Geschäftsführerin einer Behindertenorganisation. Viele von den Bootsflüchtlingen würden neuerdings nicht mehr den australischen Boden betreten können, empört sich Gilbey, da die australische Regierung sie auf dem Meer abfängt und auf die Weihnachtsinsel bringt, wo andere Gesetze gelten und Leute wie Gilbey keinen Zugang zu ihnen haben.
Das nämlich ist nicht in ihrem Interesse, da die ehrenamtliche Anwaltsgehilfin über 100 Asylsuchenden zu einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis verholfen hat. Gewonnen hat sie bisher alle Verfahren. „Bis auf eins.“ Dabei ist Gilbey keine Juristin, sie ließ sich von Rechtsanwälten fortbilden, als die australische Regierung die Prozesskostenhilfe für die Flüchtlinge strich. Neben der Regierung – mit der sie auch wegen der Behandlung der Aborigines über Kreuz liegt – hat sie einen besonderen Brass auf „die Medien“, die ihrer Ansicht nach zu selten die Wahrheit berichten und zu oft die Regierung in einem guten Licht dastehen lassen.
Wenn Gilbey reist, dann in der Regel im Einsatz für Menschenrechte, beispielsweise nach Guam im Westpazifik, eine von den USA subventionierte Insel, die für Militärtests genutzt und auf diese Weise verseucht wird. Jetzt gönnt sie sich ein paar Tage mit einer ihrer beiden Töchter in Bremen, Berlin – und Kopenhagen. „Weil’s so nah ist.“ EIB