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■ SURFBRETTCool! Hot Spot Tschernobyl

Morgen jährt sich die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zum zehnten Mal. Schon seit Wochen überbieten sich die Zeitungen gegenseitig mit Erlebnisberichten, Rückblicken und Fotoreportagen zu diesem Thema – auch die taz.

Wer im Netz nach Tschernobyl-Links sucht, der steht allerdings erst mal vor einem Problem. Die deutsche Schreibweise bringt kaum Ergebnisse (nur eine Verbindung zu einer Hilfsgruppe im oberbayerischen Lenggries unter http://our world.compuserve.com/homepages/ralf_ loeffler/cherno.htm, diese Seite unterliegt allerdings gerade heftigsten Umbaumaßnahmen). Unter der englischen Schreibweise „Chernobyl“ findet sich schon mehr. Sehr zu empfehlen ist hier der „Virtual Guide to Belarus“ (http://faraday .clas.viorginia.edu/~ana4a/ChList.html), eine Sammlung von dreiundzwanzig Links zu Tschernobyl-Hilfsorganisationen.

Wie das Netz so spielt, sind hier plötzlich wieder zwei deutsche Links dabei: die schon erwähnte Lenggrieser Initiative und die „Hilfe für die Kinder von Tschernobyl“ aus Olching bei München(http:// ourworld.compuserve.com/castner/bela rus.htm). Die Betreiber haben eine nahezu perfekte Präsentation ihrer Aktivitäten im Netz hingelegt. Es gibt eine Fotogalerie mit Bildern eines kürzlich durchgeführten Hilfstransportes in die Ukraine. Dazu wird ein umfangreiches Pressearchiv zu Tschernobyl-Berichten angeboten. Auf digitalisiertem Kartenmaterial kann man sich über die geographische Lage des explodierten Kraftwerkes und der kontaminierten Umgebung informieren. Eine Chronik der Ereignisse informiert über die Umstände, die zu dem Unglück geführt haben. Zu allem Überfluß bekommt der tschernophile Freak eine Zusammenstellung sämtlicher deutschsprachiger Fernsehtermine zum Thema. Auf dem „Hot Spot“ werden Neuigkeiten aus Tschernobyl dokumentiert.

Aber hier ist die Detailverliebtheit des Seitendesigners vielleicht etwas über das Ziel hinausgeschossen: „Heiß! Neues Feuer in Tschernobyl! Klicke auf die Hot- Spot-Seite!“, verkündet der durchlaufende Ticker eine Spur zu marktschreierisch. „Hot“ bedeutet im Internet-Jargon etwas ganz anderes als in Tschernobyl. Der mit webtypischen „New“-Sternchen verzierte Bericht über einen Feuerausbruch in der Tschernobyl-Gegend, auf diese Weise angekündigt, wirkt zumindest unseriös. Das World Wide Web ist eben keine moralische Anstalt. What's hot? Tschernobyl – zehn Jahre danach wieder total heiß!kuzy@taz.de

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