■ SURFBRETT: Ein Spezialist aus Erfahrung
Ein Mann – ein Satz: „Wir sind heute stolz, sagen zu können, daß wir in Deutschland eine der führenden Firmen im privaten Sicherheitsgewerbe sind.“ Das schreibt „KDM“, ausgeschrieben Klaus-Dieter Matschke, ein früherer Kriminalbeamter, der die Firma „KDM-Sicherheitsconsulting Germany“ betreibt, Website inbegriffen (http://seamless.com/ kdm). Den Beleg für das Eigenlob bleibt uns KDM jedoch schuldig – weder er noch seine Firma ist in einschlägigen Branchenprospekten aufgeführt.
Im oberen Drittel der Hompeage grinst uns die nächtliche Skyline der Frankfurter Innenstadt an. Im Angebot sind „Informationssammlungen“, „Risikoanalysen“, „technische Beratung“. Unter „people“ lesen wir in bestem Englisch über „Our President“ Klaus-Dieter Matschke: „Security Advisor/Representative for the Ministry of Interior for a German Federal State, espionage damage as well as being a specialist for white collar crime“.
Innenministerium, Spionage? Na klar, der Groschen fällt: Spiegel-Archiv, search „Matschke“: Ja damals, in den wilden Wendezeiten, 1990, Magdeburg, Sachsen- Anhalt. Das wundervolle Trio: Innenminister Wolfgang Braun (CDU, später als IM enttarnt), Ministerpräsident Gerd Gies (CDU und Opfer seiner eigenen Affären) und KDM (CDU, Agentenjäger und gegen jedes Recht von Braun zum „Offizier der Polizei“ befördert). Es waren Landtagswahlen, die Christdemokraten erzielten einen überwältigenden Erfolg. Doch der designierte Ministerpräsident Gies (Listenplatz 1) und Braun (Listenplatz 3) hatten ein Problem. Weil die CDU alle Direktmandate gewonnen hatte, konnten beide nach dem Landeswahlgesetz nicht in den Landtag einziehen. Eine nicht vorhersehbare Panne. KDM springt ein. Bei seiner Agentenjagd hatte er zwei CDUler aufgestöbert, die jahrelang für die Stasi gearbeitet hatten. Die beiden werden unter Druck gesetzt, sie gehen. Gies und Braun sind im Parlament – wenn auch nicht für lange Zeit. Nur wenige Wochen später erscheint die Bild-Schlagzeile „Falscher Kriminalrat spionierte beim Ministerpräsidenten“.
Danach setzte sich KDM dann doch lieber nach Frankfurt am Main ab. Auf seiner Hompeage lesen wir: „Als Ergebnis jahrelanger Erfahrungen, der Entwicklung besonderer Vorgehensweisen und des Experten-Know-how sind wir in der Lage, die Probleme unserer Kunden schnell und ökonomisch zu lösen.“ Wie wahr! Matschke: Übernehmen Sie! W. Gast@Link-B36.berlinet.de
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