STUHLANALYSE : Das Geräusch ist entscheidend
Very British ist sie, die offizielle Liste der Kack-Formen. Ob ihre beiden geistigen Väter von der Universität Bristol amüsiert wären, wenn sie diese Bezeichnung für ihre Stuhlformen-Skala lesen, ist ungewiss. Für alle, die sich um ihren Darm und dessen Ausscheidungsprodukt sorgen, ist sie jedenfalls sehr nützlich.
Wenn mit dem Darm alles im mittelbraunen Bereich ist, ist alles gut. Mittelbraun ist laut der Skala die Farbe des normalen, gesunden Stuhls. Hellbraun lässt sie auch noch gelten. Bei Form und Beschaffenheit ist sie kleinlicher: Im Klo sind mehrere feste Kügelchen gelandet? Gar nicht gut. Aber weiche Klümpchen sind es auch nicht. Alles, was nicht als Wurst an einem Stück herauskommt, weist der Lehre der Stuhlformen-Skala zufolge auf eine Verstopfung hin.
Dem ernsthaft Stuhlinteressierten reicht diese vordergründige Analyse natürlich nicht. Wer es genau wissen will, setzt sich mit Stärke und Qualität des Geruchs auseinander, notiert jede Darmentleerung und hört genau hin, wenn der Stuhl ins Wasser der Toilette fällt. Am Geräusch erkennt der wahre Kenner Dichte und Konsistenz. Kommen die eigenen Analysefähigkeiten schließlich doch an Grenzen, kann man den Stuhl ins Labor schicken. Test-Utensilien dafür gibt es in der Apotheke. Es muss also Menschen geben, die sie kaufen. Nur findet man niemanden, der darüber sprechen will. Die eigene Kacke – immer noch ein höchst sensibles Thema.
Dabei ist doch „Darm mit Charme“ gerade der Bestseller unter den Sachbüchern und Stuhl auch in der Wissenschaft aktuell ziemlich hip. Stichwort: Mikrobiom. So heißt die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die auf uns Menschen leben, Bakterien beispielsweise. Die meisten davon findet man im Darm. Und weil die Wissenschaft über das menschliche Mikrobiom bislang wenig weiß, sind in den USA die Leute dazu aufgerufen, ihren Stuhl einzuschicken. „American Gut“ heißt das entsprechende Citizen-Science-Projekt, zu Deutsch: der amerikanische Darm. Auf die Kack-Form kommt es dabei weniger an. AST