STEVE MCcLAREN, PROVINZLER : Trottel mit Schirm
■ kickte für Hull City, Derby County, Lincoln City, Bristol City und Oxford UnitedFoto: dpa
Lange stand Wolfsburgs Manager Dieter Hoeneß vor dem Trainer-Karussell des Weltfußballs ratlos im Regen. Doch gerade als er aufzuweichen drohte, hatte er eine Idee, die wieder mal auf dem simplen Prinzip beruhte, einfach von seinem Bruder Uli abzupausen. Uli Hoeneß hatte vor einem Jahr mit Louis van Gaal einen Trainer verpflichtet, der mit einem Provinzverein überraschend die niederländische Meisterschaft gewonnen hatte. Und nun holt Dieter mit Steve McClaren einen Trainer, der in diesem Jahr mit einem Provinzverein überraschend niederländischer Meister wurde.
Doch so wie Dieter immer nur der 1b-Hoeneß war, wirkt McClaren auch nur wie der 1b-van Gaal. Denn der 49 Jahre alte Engländer gehört trotz seiner Erfolge mit Twente Enschede und dem FC Middlesbrough, den er 2006 in das Finale des Uefa-Pokals geführt hat, nicht zur internationalen Liga außergewöhnlicher Gentlemen. Er scheint oftmals zu zaghaft und genießt nicht den Ruf eines Taktikgroßmeisters.
Das Kainsmal des Weichlings trägt McClaren seit seiner Zeit als englischer Nationaltrainer. Im November 2007 verpasste er mit einer Heimniederlage gegen Kroatien die Qualifikation zur EM 2008. Wembley war ausverkauft, es regnete Katzen und Hunde und seine Mannschaft soff ab. Doch McClaren unternahm keine Wiederbelebungsversuche, sondern suchte Zuflucht unter einem riesigen Schirm. Dort verharrte er bis zum Abpfiff. Seitdem ist er in England „the wally with the brolly“, der Trottel mit dem Schirm.
Hoeneß hat ihn trotzdem als ersten englischen Trainer in die Bundesliga geholt. Vielleicht, weil McClaren mit seinem defensiven Charisma Hoeneß’ Machtradius nicht beschneiden wird. Vielleicht auch, weil in der Provinz besser funktioniert als auf der großen Bühne. Sicher ist: Mit McClaren an seiner Seite wird Hoeneß nicht mehr im Regen stehen. LUCAS VOGELSANG