STEFFEN GRIMBERG DER WOCHENENDKRIMI : Jenseits von Afrika
Gesellschaftliche Zustände, auch das ist mittlerweile ein alter Hut, werden in Fernsehdeutschland ganz überwiegend als Krimi verhandelt. Da am Ende stets das Kommissarteam obsiegt, sind so die Verhältnismäßigkeiten von Gut und Böse, Schwarz und Weiß in handlichen 90 Minuten geklärt und das lieb Vaterland mag ruhig sein.
Leider wird der gesellschaftliche Anspruch so immer häufiger zur Staffage, was die aktuelle Folge von „Ein starkes Team“ gleich mehrfach unterstreicht. Es geht um einen Politiker, der sich mit einer Hilfsorganisation in Afrika engagiert (deren Symbol ist übrigens die im ZDF derzeit sehr beliebte Schirmakazie).
Doch der Abgeordnete Grawert liegt eines schnöden Tages ganz jenseits von Afrika im Sand und ist tot. Prompt ranken sich Gerüchte um für die eigene Tasche bestimmte Spenden und Hilfsgüter, die im Kongo unbekannt verschwinden. Grawert sei „Symbol für den Kampf gegen Globalisierung und die Ausbeutung der Dritten Welt“, sagt seine Assistentin, worauf Kommissarin Verena (Maja Maranow) messerscharf „Wissen Sie zufällig, ob Herr Grawert Feinde hatte“ fragt. Doch wie immer genügen natürlich die Freunde, hier in Gestalt eines Herrn Pehlke (Jörg Schüttauf), der für Grawerts Hilfsorganisation das Organisatorische managt.
All dies hätte nun ein verdientes Stück über korrupte Gutmenschen und die vielschichtige „Spenden für Krisenregionen“-Problematik werden können.
Doch trotz überdurchschnittlicher Besetzung (Julia Jäger als betrogene MdB-Gattin, Amelie Kiefer als aufbegehrende Tochter) scheint Regisseur und Autor Thorsten Näter lieber auf sicheren Durchschnitt zu setzen. Eifersuchtsdramen überschatten die eigentliche Geschichte, und weil irgendwer dem starken Team den lustigen Gesellen „Sputnik“ (Jaecki Schwarz) als Running Gag zur Seite stellte, muss man sich auch noch dessen ganz eigenen Politambitionen widmen. Da geht mehr.
■ „Ein starkes Team – Tödliches Schweigen“ (Sa., 20.15 Uhr, ZDF)