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Archiv-Artikel

STEFAN SCHOSTOK, NEUER OPPOSITIONSFÜHRER IN NIEDERSACHSEN Der eigentliche Sieger

Von BES
Stefan Schostok, 46

■  studierter Sozialpädagoge. Seit 1983 SPD-Parteimitglied, 2009 wurde er Vorsitzender des SPD-Bezirks Hannover. Foto: dpa

Von den 47 niedersächsischen Landtagsabgeordneten der SPD haben gestern 43 Stefan Schostok zum Vorsitzenden der Fraktion gewählt. Das sind, so hat es der Landesverband ausgerechnet, 91,5 Prozent. Ein toller Wert – und Geschlossenheit ist das, was man derzeit vor allem demonstrieren will.

Die gilt bisher nicht gerade als Parade-Disziplin der niedersächsischen SPD: Vor allem die Bezirke Braunschweig und Weser-Ems liegen seit Menschengedenken mit dem Bezirk Hannover im Clinch. Beruhigen lassen sich derartige Konflikte nur durch angemessene Berücksichtigung bei der Postenvergabe. Der neue Oppositionsführer ist Vorsitzender des Bezirks Hannover – und hatte bei der Basis-Befragung 300 Stimmen weniger bekommen als Olaf Lies aus dem Bezirk Weser-Ems. Woraufhin Schostok mit einer Kampfkandidatur beim Parteitag drohte. Um die abzuwenden, fand man den Kompromiss, den bisher recht stillen Abgeordneten Schostok zu Wolfgang Jüttners Nachfolger als Fraktionschef zu machen.

Taktisch ist das erst mal nachvollziehbar. Aber ob’s ein schlauer Schachzug war? Daran gibt es Zweifel. Denn scharfe Worte sind die Sache des 46-Jährigen nicht. Im Gegenteil, er bekennt, sich wenig sehnlicher zu wünschen als einen Kleingarten, und er wirkt, wenn er auftritt, immer schrecklich verständnisvoll, so lammsanft wie ein Sozialpädagoge. Und das ist er ja von Hause aus. Manche argwöhnen, das werde der Oppositionsarbeit nicht zu größerer Wahrnehmbarkeit verhelfen.

Aber vielleicht übersehen sie den Machtinstinkt hinter der weichen Schostok-Schale. Dagegen hilft’s, einen Schritt zurückzutreten, und sich das Ergebnis der parteiinternen Rochade vor Augen zu führen: Konkurriert hatten Schostok und Lies um ein arbeitsreiches Ehrenamt. Das ging an Lies. Schostok hingegen hat einen gut bezahlten Job erobert. In der Niedersachsen SPD gibt’s zurzeit nur Gewinner. BES