STATT AUF SAUBERE ENERGIE SETZT DIE ENTWICKLUNGSBANK WEITER AUFS ÖL : Weltbank bleibt beratungsresistent
Selten genug kommt es vor, dass bei der Weltbank jemand deutliche Worte findet. Emil Salim, früherer Umweltminister von Indonesien, war eine dieser Ausnahmen. In seinem im Auftrag der Weltbank verfassten Bericht über die weltweite Ausbeutung von Rohstoffen empfahl er, auf die direkte Unterstützung von Ölbohrungen zu verzichten – und stattdessen mehr Geld in saubere Energiequellen zu investieren.
Dass die Empfehlungen zur Rohstoffgewinnung wenig Chancen in den Gremien der Weltbank haben, liegt nicht nur an den reichen Staaten des Nordens, sondern auch an den Entwicklungsländern. Nach den Beratungen des Weltbank-Verwaltungsrates über den Rohstoff-Bericht ist klar: Ölprojekte werden weiterhin finanziert – zunehmende Armut in den Fördergebieten hin oder her. Die Finanzierung sauberer Energiequellen bleibt dagegen auf Mininiveau – als ob es die menschengemachte Veränderung des Weltklimas nicht gäbe.
Die Beratungsresistenz der Weltbank-Chefs hat mehrere Gründe. Zum einen bleibt es richtig, dass die Entwicklungsbank der Vereinten Nationen ein Ausschuss der reichen Staaten des Nordens ist. Wer viel Geld in die Bank einzahlt, hat viele Stimmen. Die Ablehnung des Rohstoff-Berichts spiegelt damit das ökonomische Interesse am Wohlergehen der Ölindustrie wider, die zum guten Teil ihre Zentralen im Norden unterhält – siehe Esso, Shell, BP und Co.
Doch auch manche Regierung in den Entwicklungs- oder Schwellenländern hat kein Interesse am Umsteuern. Indien, China und Brasilien sind solche Fälle. Mal spielen die Steuereinnahmen der Zentralregierung eine Rolle, mal illegale Geldströme, die zur Korruption an die Eliten des Landes fließen. Die Leidtragenden sind meist die Bevölkerungsgruppen, die in den Projektgebieten leben. Eine Demokratisierung der Weltbank nach dem Motto „ein Land – eine Stimme“ würde da nicht viel helfen – eher bedürfte es einer Art zweiter Kammer, mit der regionalen und zivilgesellschaftlichen Interessen eine Stimme in der mächtigen Institution gegeben würde. HANNES KOCH