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Archiv-Artikel

SPORTPLATZ Der Investor im Nacken

Fussball Union spielt 2:2 gegen 1860 – viel interessanter als das Spiel sind aber zwei Männer auf der Tribüne

Buchstabier doch mal!“ Der Kollege aus München weiß auch nicht so genau, wie sich der Mann schreibt. „Auf jeden Fall mit zwei o“. Gemeint war Noor Adnan Hassan Basha. „Und das ist euer Investor?“, fragt ein Berliner Journalist weiter. Nein, wird er aufgeklärt: Basha ist nur der Cousin von Hasan Ismaik, dem Mann, der sich in den TSV 1860 München hineingekauft hat, um ihn vor der Insolvenz zu retten.

Über Ismaik und seine neueste Idee für den Verein wurde viel geredet nach dem Gastspiel der Münchner beim 1. FC Union Berlin an der Alten Försterei. Denn seine Idee war auch nach Berlin gekommen: Der Geldgeber der 60er will unbedingt Sven-Göran Eriksson, den in die Jahre gekommenen Extrainer der Nationalmannschaften von England, Mexiko und der Elfenbeinküste, als Coach nach München holen, obwohl das Klubmanagement das eigentlich gar nicht will. Eriksson saß auf der Ehrentribüne des Stadions neben jenem Noor Adnan Hassan Basha und machte sich Notizen über das 2:2, das ihm die Mannschaften boten.

Der Schwede Eriksson war das Thema des Tages in Berlins Südosten. Für die Leistung der Gastgeber, wie eigentlich für das gesamte Spiel interessierte sich kaum einer. Selbst Unions Größter, der 1,99-Meter-Hüne Christian Stuff, der die Berliner just einen Tag nachdem er seinen Arbeitsvertrag verlängert hatte, mit 1:0 in Führung gebracht hat, hatte Mühe, die Blicke der Journalisten auf sich zu ziehen. Dabei war nicht unzutreffend, was er nach dem Spiel sagte: „Wir treten auf der Stelle.“ Vor dem Spiel gegen die Münchner, die nach dem Rausschmiss von Rainer Maurer erstmals vom ehemaligen Jugendtrainer Alexander Schmidt betreut wurden, hatte man noch davon gesprochen, die Plätze fünf bis sieben in der Tabelle anvisieren zu wollen. Dass das ein vermessenes Ziel ist für eine Mannschaft, der gegen einen verunsicherten Gegner kein vernünftiger Spielaufbau gelingt, wird auch Union-Trainer Uwe Neuhaus gemerkt haben.

Sie taten sich ganz schwer mit dem ungewöhnlich aggressiven 4-4-2, auf das die Münchner von ihrem neuen Trainer eingestellt worden waren. „Zu viele unserer Angriffe waren mit einem Fehlpass verbunden“, sagte er und drückte sich dabei noch zurückhaltend aus. Denn lange Zeit kam es überhaupt nicht zu Angriffen von Union, und wundern musste sich keiner der gut 16.000 Zuschauer im ausverkauften Stadion, dass die Münchner durch zwei Tore von Benjamin Lauth in der zweiten Hälfte sogar in Führung gingen. Der Ausgleich durch den in dieser Saison zum ersten Mal erfolgreichen Stürmer Adam Nemec war dann Ergebnis einer brachialen Schlussoffensive und das 2:2 so etwas wie der Beleg dafür, dass sich Union im Mittelmaß ganz gut eingerichtet hat.

Interessant macht das nicht unbedingt, worüber Uwe Neuhaus indes durchaus froh sein dürfte. Er ist jetzt schon seit 2007 an der Alten Försterei und in der irrwitzigen Zweiten Liga, in der in dieser Saison schon fünf Trainer entlassen wurden, damit schon so etwas wie ein Dino an der Linie. Er muss sich derzeit keine Gedanken über seinen Job machen. Ihm sitzt auch kein Investor im Nacken, der ihm irgendeinen abgetakelten Promi vor die Nase setzen will. Wie viel es wert sein kann, wenn einem kein Investor ins Geschäft pfuschen möchte, das zeigt das Beispiel vom Sonnabend. „Basha ohne r am Schluss?“ Genau.

ANDREAS RÜTTENAUER