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Archiv-Artikel

SPORTPLATZ Arbeitssieg vor großer Kulisse

Volleyball-Bundesliga Der SCC sieht sich im Kreis der Titelfavoriten. Doch das Team hat noch Schwächen

„Wir müssen vor allem im Angriffsspiel effizienter werden“

Trainer Mark Lebedew

Für die Volleyballer vom SC Charlottenburg ist es immer ein besonderes Ereignis, wenn sie von der Sömmeringhalle in Charlottenburg in die Max-Schmeling-Halle nach Prenzlauer Berg umziehen dürfen. Gegen den TV Rottenburg geschah das am Samstag zum dritten Mal in dieser Saison. Ausgerechnet Rottenburg. Jener Gegner, der zu Beginn der vergangenen Saison den Berlinern an selber Stelle eine schmerzliche Heimniederlage zufügte – der ersten überhaupt in der Schmelinghalle.

Aber letzte Saison war der SCC noch ein ganz anderes Team mit ganz anderen Ansprüchen. In dieser Saison darf man sich zu Recht Spitzenmannschaft nennen. Und so war der klare 3:0-(25:16, 25:21, 28:26)-Erfolg vor der stattlichen Kulisse von 4.455 Zuschauern nur ein Arbeitssieg. „Wir haben einfach unsere Aufgaben gemacht“, erklärte Außenangreifer Salvador Hidalgo Oliva lapidar.

Dabei hätte der Kubaner allen Grund zur Freude gehabt. Mit 20 Punkten zerlegte er den Gegner fast im Alleingang. Aber auch das ist der SCC im Jahr 2011: Man bleibt sachlich und weiß, dass es trotz der guten bisherigen Saison vieles zu verbessern gibt. Ohnehin mag es Trainer Mark Lebedew nicht, einzelne Spieler hervorzuheben. „Volleyball spielt man im Kollektiv. Der Spieler, der die Punkte macht, braucht auch eine gute Annahme und ein gutes Zuspiel“, erklärt der Australier. Und so ist für ihn Hidalgo Oliva nur ein Teil in seinem SCC-Puzzle.

Ein weiteres ist der US-Amerikaner Scott Touzinsky. Der Olympiasieger von Peking gibt dem Team das, was in der Vergangenheit meist gefehlt hatte: Ruhe. „Von ihm geht eine Sicherheit aus, die allen hilft“, erklärt Manager Kaweh Niroomand. Allerdings fehlt dem 28-jährigen Neuzugang noch etwas die Konstanz – wie dem gesamten Team. „Wir müssen vor allem im Angriffsspiel effizienter werden“, fordert Lebedew. Trotzdem glaubt er sein Team auf einem guten Weg. „Wir steigern uns. Im Mai werden die Entscheidungen anstehen, dann müssen wir da sein“, fordert der Coach.

Nach dem Rückrundenstart steht der SCC weiterhin auf Platz drei der Liga – punktgleich mit den beiden großen Kontrahenten aus Haching und Friedrichshafen. Allerdings haben die beiden Mitstreiter weniger Sätze abgegeben. „Das ist der Unterschied. Die spielen souveräner“, findet Niroomand. Doch beide müssen in der Rückrunde noch nach Berlin kommen. Und so schielt man beim SCC weiter auf Platz eins, um in den Playoffs den vielleicht entscheidenden Heimvorteil im letzten Spiel zu haben.

Dann wohl wieder in der Schmelinghalle. „Das wäre ein großer Vorteil für uns. Vor so einer Kulisse“, hofft Lebedew. Nach dem tollen Zuschauerzuspruch gegen den Abstiegskandidaten Rottenburg verstärkt sich auch die Idee, künftig komplett in den Prenzlauer Berg zu ziehen. „Diese Gedanken gibt es. Aber man muss abwägen“, sagt Niroomand. Erst nach der Saison will der Manager über die Hallenfrage entscheiden.

Da man im Pokal und im europäischen CEV-Pokal, der der Europa League im Fußball entspricht, bereits ausgeschieden ist, bleibt nur noch die Meisterschaft. Nur zu gerne würde Niroomand nach sieben Jahren den Titel wieder nach Berlin holen. Mit einer Meisterschaft würde er sich dann auch seinen Traum erfüllen. „Vor 6.000 Zuschauern in der Schmelinghalle die Champions League spielen“, hatte er zum Ende der letzten Saison als Wunsch verkündet.

Doch nur der Meister kann sich für die Königsklasse qualifizieren. Ein schwieriges Unterfangen, denn Haching und Serienmeister Friedrichshafen sind „dicke Brocken“, wie er sagt. Deshalb baut der Manager schon einmal vor. „Dann muss ich halt noch ein bisschen länger warten. Träume können ja auch länger gehen“, sagt er. Nicolas Sowa