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Archiv-Artikel

SPORTPLATZ Die leidige Frage nach dem Geld

FRAUENFUSSBALL Rückrundenstart in der Zweiten Liga: Gegen den SV Werder Bremen rettet der FC Lübars ein Unentschieden. Ein Aufstieg scheint möglich – doch dafür bräuchte man finanzielle Unterstützung

„Eine Stadt wie Berlin braucht einen Erstligaverein“

ANDRÉ EGGERT, FC LÜBARS

Auch im Frauenfußball ist die Winterpause nun endgültig vorüber. Nachdem voriges Wochenende bereits die Bundesliga wieder angelaufen war, startete nun auch die Zweite Bundesliga in die Rückrunde. Für den 1. FC Lübars begann das Fußballjahr am Sonntag gleich mit einem echten Spitzenspiel.

Zum Rückrundenstart empfing der Tabellenführer der Nordstaffel im Stadion Finsterwalder Straße mit dem SV Werder Bremen den Tabellendritten. Mit nur vier Punkten Rückstand ist Werder nicht nur einer der stärksten Konkurrenten der Berlinerinnen, am ersten Spieltag setzte es an der Weser auch die bislang einzige Saisonniederlage für Lübars.

Die Partie begann ein wenig verhalten, beide Teams schienen durchaus Respekt voreinander zu haben. Erst nach einer Viertelstunde konnten die Berlinerinnen die Werderabwehr erstmals überwinden. Die 19-jährige Madeleine Wojtecki verfehlte den Kasten denkbar knapp.

Danach übernahmen die Gäste zunehmend die Initiative in einem insgesamt recht ausgeglichenen, aber vergleichsweise harten Spiel. Gleich zweimal hatte Maren Wallenhorst noch vor der Pause beste Möglichkeiten zum Führungstreffer, konnte den Ball aber nicht im Berliner Tor unterbringen.

Nach dem Seitenwechsel ging es nahtlos dort weiter, wo die erste Hälfte geendet hatte. Werder drückte und erspielte sich immer wieder gute Torchancen, scheiterte jedoch ein ums andere Mal an der glänzend aufgelegten Berliner Keeperin Merav Shamir, die heute klar die beste Spielerin in den Reihen von Lübars war. Nach vorne ging bei den Berlinerinnen jedoch nur noch wenig bis gar nichts in Hälfte zwei, und so blieb es am Ende beim aus Sicht der Gastgeberinnen etwas glücklichen 0:0.

Trainer Jürgen Franz zeigte sich dennoch zufrieden: „Den Punkt nehmen wir gerne mit, zumal wir in der zweiten Halbzeit das Spiel etwas aus der Hand gegeben haben.“ Dass es unterm Strich zum Punktgewinn gegen einen der stärksten Konkurrenten gereicht hat, liegt ganz klar an der beeindruckenden Abwehrstärke von Lübars. Nach dem 2:4 bei Werder im Hinspiel nämlich haben die Berlinerinnen nicht ein einziges Tor mehr kassiert. Anders gesagt: Sie sind sage und schreibe seit elf Spielen ohne Gegentor.

Bei so einer Leistung macht es durchaus Sinn, Richtung Meisterschaft und Aufstieg zu schielen. Diesbezüglich hält man sich bei Lübars jedoch betont bedeckt. „Wenn wir aufsteigen, wollen wir auch die Klasse halten“, sagt der Abteilungsvorsitzende André Eggert. Dazu jedoch bedarf es starker Partner, denn aus eigener Kraft wäre das Abenteuer Bundesliga finanziell nicht zu stemmen.

Das gilt allerdings auch bereits für den laufenden Betrieb in Liga Zwei. „Ohne unseren Kooperationspartner Hertha BSC könnten wir nicht in dieser Liga spielen“, so Eggert.

Schon seit fünf Jahren besteht die Zusammenarbeit. Aktuell laufen neue Gespräche. Dabei wird es sicher auch um die Zukunft gehen, denn „eine Stadt wie Berlin braucht einen Erstligaverein“, wie Eggert feststellt. Zuletzt war 2009 Tennis Borussia der Aufstieg geglückt, den Lila-Weißen war es jedoch wie so vielen anderen nicht gelungen, die Klasse zu halten. Seither wartet Berlin vergeblich auf Erstligafrauenfußball.

Hoffen auf Lübars

Auch der 1. FC Union kickt in der Zweiten Bundesliga. Dort jedoch geht es derzeit klar gegen den Abstieg. Alle Hoffnungen auf einen Berliner Verein im Oberhaus ruhen deshalb auf dem 1. FC Lübars, der im fünften Zweitligajahr seine bislang beste Saison spielt. Nach der beeindruckenden Hinrunde stehen die Chancen auf einen Berliner Aufstieg daher so gut wie seit Jahren nicht mehr – auch weil Verfolger SV Meppen zuhause gegen die Zweite von Turbine Potsdam ebenfalls nicht über ein 0:0 hinauskam. Sportlich läuft also alles nach Plan – bleibt nur die leidige Frage nach dem Geld. JAN TÖLVA