SPONSORING IM FLUSS: Weserburg wieder liquide
Mit 1,5 Millionen Euro unterstützt ein Mäzen das Museum für Moderne Kunst. Dass es seine Programmarbeit künftig privat finanzieren muss, ist nun offizielle Geschäftsgrundlage.
Die Weserburg, Museum für Moderne Kunst, soll weiter mit 1,2 Millionen Euro jährlich vom Kulturressort gefördert werden. In einem gestern vorgestellten Grundsatzpapier wird allerdings festgeschrieben, dass die "kulturfachlichen Aktivitäten" des Hauses "vornehmlich durch Förderer und Sponsoren" zu finanzieren seien. Damit erklärt sich die öffentliche Hand zwar für Gehälter, Sachmittel und die Gebäudeunterhaltung zuständig - Ausstellungsetats und andere Programm-Mittel müssen jedoch privat aufgebracht werden.
Ab 2011 stehen für drei Jahre jeweils 500.000 Euro zur Verfügung, gespendet durch einen ungenannten Mäzen. Das verkündete gestern der ehemalige Handelskammer-Präses und aktuelle Bremer Ehrenbürger Bernd Hockemeyer, der vom Kulturressort als Berater für die Neuaufstellung des seit Längerem kriselnden Hauses berufen wurde. Die dort gezeigten Werke sind ohnehin private Leihgaben - als "Sammlermuseum" war die Weserburg bei ihrer Gründung 1991 das erste seiner Art in Europa.
Nun wird diese "Public-Private-Partnership" auch in Bezug auf die Programm-Mittel enger definiert. Wie groß wird dadurch der Einfluss des Mäzens auf die Ausstellungspolitik? "Null", sagt Hockemeyer - was "zu 100 Prozent" stimme, wie Weserburg-Direktor Carsten Ahrens auf Nachfrage sekundiert. Auch Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz (SPD) möchte ihre "Hand dafür ins Feuer legen", dass der aus Bremen stammende Geldgeber auf Einflussnahme verzichtet. Dessen einzige Bedingung sei "der Fortbestand des Hauses". Zudem zeigt sich Emigholz zuversichtlich, dass die private Programm-Finanzierung auch über 2013 hinaus funktioniert.
Auf Nachfrage benennt die Staatsrätin allerdings Grenzen dieses Modells: Es sei ausdrücklich nur für Häuser geeignet, die eine "im Kern privatrechtliche Trägerstruktur" besäßen. Focke- und Überseemuseum als Stiftungen öffentlichen Rechts müssen demzufolge nicht um ihre - allerdings ohnehin bescheidenen - Programm-Mittel aus dem Kulturressort fürchten.
Die Weserburg hat derzeit ein Defizit von fast einer Million Euro, zwei Drittel davon hat Ahrens bei Amtsantritt von seinem Vorgänger Thomas Deecke geerbt. Der wiederum hatte erst vor wenigen Wochen seine Position verteidigt, Kunst sei kein Massenspektakel, Museen dürften ruhig "elitär" sein. Deeckes Vortrag an der Mainzer Universität gipfelte in dem ironisch formulierten, als Message jedoch ernst gemeinten Vorschlag, die Ausstellungshäuser sollten künftig nur noch Mittwochnachmittags öffnen. Entsprechend übersichtlich waren die Besucherzahlen in den ersten 14 Jahren der Weserburg.
Von dieser Denke ist das Haus mittlerweile weit entfernt. Bis August kamen 22.000 Interessierte, was den Ergebnissen von 2007 und 2009 entspricht. 2008, als die sehr populäre Newton-Ausstellung lief, wurden die unter Ahrens mittlerweile üblichen 40.000 BesucherInnen sogar um 50 Prozent gesteigert. Nun allerdings, sagt Ahrens, werde die "Schlagzahl" der Wechsel-Ausstellungen wieder gesenkt.
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