SPIELPLATZ : Eine schöne Gelegenheit, Fußballplattitüden loszuwerden
DFB-POKAL SV Babelsberg 03 verliert knapp und unglücklich 1:2 gegen VfB Stuttgart
Eigentlich immer, wenn im DFB-Pokal die erste Runde ansteht, kommen sie wieder aufs Tapet: All die Fußballplattitüden, wie „der Pokal hat seine eigenen Gesetze“ oder „kleine Gegner gibt es nicht mehr“. Und so abgedroschen sie auch klingen mögen, am Sonnabend im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion wurden sie wieder allesamt bestätigt. Denn der Erstligist VfB Stuttgart hatte sich beim 2:1 (2:1)-Erfolg beim Drittligisten SV Babelsberg 03 überraschend schwer getan.
Dass am Ende der Stuttgarter Coach Christian Gross nicht mit Floskeln um sich warf, mag daran liegen, dass er Schweizer ist. Immerhin war auf VfB-Sportdirektor Fredi Bobic verlass. „Einen Drittligisten darf man nie unterschätzen. Das sind auch Profis“, sagte er. Zufrieden über den Sieg konnte er nicht sein. Schon nach vier Minuten hatte Dominik Stroh-Engel die Gastgeber vor 5.805 Zuschauern in Führung gebracht. Dass die Schwaben sich nicht blamierten, verdankten sie Nationalspieler Cacau, der mit einem Doppelpack (21. und 25. Minute) konterte. „Er hat heute den Unterschied ausgemacht“, sagte 03-Coach Dietmar Demuth.
Dabei hätten die Gäste gewarnt sein müssen. „Wir hatten deren letzte Ergebnisse verfolgt und gesehen, dass sie nur wenige Gegentore bekommen“, so Cacau. Und genau so spielten die Babelsberger: kompakt, diszipliniert und mit hohem läuferischen Aufwand. Phasenweise waren sie mit den Schwaben auf Augenhöhe. Aber trotz der guten Leistung wollte sich auch bei den Babelsbergern keine Zufriedenheit einstellen. Zu dicht waren sie dran, um am Ende dann doch wieder mit leeren Händen dazustehen. „Es war wohl noch nie so einfach wie heute gewesen, gegen einen Erstligisten zu gewinnen“, sagte Stroh-Engel.
Jetzt macht sich in Babelsberg langsam ein kleines Pokaltrauma breit. In den letzten Jahren scheiterte man immer nur sehr knapp an einem Erstligisten. Vor zwei Jahren 1:2 nach Verlängerung gegen Mainz 05, vor einem Jahr 0:1 gegen Bayer Leverkusen. „Jedes Jahr im Pokal bekommen wir immer gute B-Noten, aber für die A-Note reicht es nicht“, sagte ein genervter Dietmar Demuth, der von den Fans gerne auch als Fußballgott bezeichnet wird.
Aber eigentlich hat man ja im Pokal nie etwas zu verlieren. Und so wollen sie nach der guten Leistung den Schwung mit in den LigaAlltag zu nehmen. Nach vier Spieltagen mit je zwei Siegen und zwei Niederlagen steht der Aufsteiger auf einem respektablen achten Platz. „Wir müssen das Positive mitnehmen. Wir haben gezeigt, dass wir gegen jeden Gegner mithalten können und gegen jeden eine Chance haben“, so Stroh-Engel. Das große Ziel in der Liga heißt Klassenerhalt. Und obwohl für die Potsdamer jedes Jahr in der ersten Runde des DFB-Pokals Schluss ist, will man sich auch nächstes Jahr wieder dafür qualifizieren.
Reserve gewann den Cup
In dieser Saison wäre es ja beinahe schief gegangen. Denn um teilnehmen zu können, musste der brandenburgische Landespokal gewonnen werden. Da waren die Nulldreier allerdings überraschend früh gescheitert. Dass es dann doch noch klappte, verdankten sie ihrer zweiten Mannschaft. Eigentlich in der sechsten Liga aktiv, gewann die Reserve sensationell den Cup. Und da im DFB-Pokal nur eine Mannschaft pro Verein teilnehmen darf, schickte man logischerweise die aussichtsreichere erste Mannschaft ins Rennen. Irgendwie passte da ja auch der Satz mit dem Pokal, der gerne seine eigenen Gesetze hat. Vielleicht gibt es ihn auch nächste Saison wieder in Babelsberg zu hören. NICOLAS SOWA