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SPD-Abgeordnete Rawert"Sehe den Tornadoeinsatz nun anders"

Die SPD-Gesundheitspolitikerin Mechthild Rawert reiste mit Kollegen nach Afghanistan. Den Anstoß zur Ortsbegehung gab Fraktionschef Peter Struck.

"Befürchtungen hinsichtlich der Bilder-Weitergabe an OEF nicht begründet": Tornado-Jet Bild: ap

taz: Frau Rawert, wie war Ihre Reise?

Mechthild Rawert: Sehr, sehr lehrreich! Es war für mich eine andere Welt, ich war noch nie in Afghanistan oder in der Region.

Bundestag

MECHTHILD RAWERT, 49, ist SPD-Bundestagsabgeordnete aus Berlin. Sie stimmte im März gegen den Tornadoeinsatz

Mit wem sprachen Sie?

Mit den Kommandeuren der Camps, General Kastorf, Vertretern der Friedrich-Ebert-Stiftung und afghanischer zivilgesellschaftlicher Projekte, mit "normalen" SoldatInnen - auch ohne Anwesenheit der Offiziere, mit deutschen NGOs, mit ParlamentarierInnen, einem Generalstaatsanwalt und mit Polizisten.

Hatten Sie auch Kontakt zur Bevölkerung "auf der Straße"?

Nein, aus Sicherheitsgründen.

Was hat Sie auf der Reise am meisten überrascht?

Die Burka habe ich viel weniger gesehen als erwartet. Außerdem habe ich gelernt, dass Isaf nicht nur eine militärische Aktion ist, sondern selbst viel für den zivilen Wiederaufbau leistet. Das hat mich sehr beeindruckt.

Beeinflusst die Reise ihr Abstimmungsverhalten?

Ja. Ich begrüße das Isaf-Engagement und sehe den Tornado-Einsatz in einem anderen Licht.

Wieso?

Ich habe gelernt, dass meine damaligen Befürchtungen hinsichtlich der Weitergabe von Aufklärungsbildern an OEF nicht begründet sind. Ich habe zum ersten Mal einen Tornado gesehen, habe mit den Tornado-Fliegern gesprochen und mit den Auswertern der Bilder. Die Bilder dienen natürlich der militärischen Absicherung, aber auch ganz stark dem zivilen Aufbau - etwa indem sie Bilder von kaputten Straßen liefern und dem Aufbau der Infrastruktur nutzen.

Viele Abgeordnete befürchten, dass die Bilder dem Anti-Terror-Krieg dienen.

Dieser Meinung war ich ja auch! Mein Eindruck jetzt ist, dass die Wege, wie bei Isaf etwas passiert, so abgesichert sind, dass die Fotos wirklich der Unterstützung von Isaf dienen.

Hatten Sie den Eindruck, die Bundeswehrsoldaten sind "Entwicklungshelfer in Uniform"?

Nein, Soldaten sind keine Entwicklungshelfer, sie haben den Auftrag, die Sicherheit zu stabilisieren. Ohne Isaf könnten die NGOs dort nicht arbeiten, insofern sichern sie natürlich den Wiederaufbau ziviler Projekte, die aber von Dritten durchgeführt werden. Aber eines muss ich sagen: Ich selber hatte mit der Bundeswehr bisher nie zu tun. Ich habe einen unheimlich hohen Respekt bekommen. Das System des "Bürgers in Uniform" ist dort sehr gut realisiert.

Wenn Sie jetzt im Wahlkreis gefragt werden, was haben wir Deutschen in Afghanistan zu suchen, was antworten Sie?

Dass es in unserem Interesse liegt, nicht jahrelang zuzugucken wie damals im Kosovo, sondern dass wir zu einer stabileren Lage und damit zu Frieden in der Welt beitragen müssen.

INTERVIEW: KATHARINA KOUFEN

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9 Kommentare

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  • AZ
    A. Z.

    So kommt es zum "Umfallen": Ein Verantwortlicher spricht sich zunächst aufgrund der allgemeinen Stimmungslage oder guten Zuredens gegen eine Sache aus, obwohl er darüber keine konkreten Informationen hat und auch kaum einen eigenen Gedanken daran verschwendet mag. Ändert sich die Stimmungslage oder nötigt man dem Verantwortlichen zusätzliche Informationen auf, wird der zunächst abgelehnte Sachverhalt ganz plötzlich gebilligt. Das Prinzip funktioniert übrigens auch umgekehrt, d.h. erst Zustimmung, dann Ablehnung. Es ist also weniger das Gewissen der Entscheider, das unglaublich dehnbar ist. Das Problem besteht offenbar im niedrigen Info- bzw. Denk-Schwellenwert, bei dessen Überschreiten manche Menschen bereits hohe Entscheidungskompetenzen verspüren. Dass dieser Schwellenwert steigt, so lange den diversen Entscheidungsträgern immer wieder Meinungsfreude und Aktionismus nicht nur abgefordert, sondern sogar honoriert werden, schließe ich aus. Schade, dass die einzig praktizierte Umfall-Gegenreaktion so oft die pure, ignorante Sturheit ist.

  • JB
    Jens Bücher

    Die Taz entwickelt sich auch in die rechte Richtung, dass finde ich persönlich schlecht, so eine Propaganda für den Krieg im Ausland kann ich auch vermehrt auf Welt.de lesen!

  • W
    Wollyhopper

    Propaganda? Wenn man das liest muss man sich doch unweigerlich an den Kopf fassen bei diesem Maß an Naivität. Noch nie einen Tornado gesehen? Ist das ein Witz? Lebt die Frau hinter dem Mond? Und nur weil ihr jemand sagt "das ist alles ganz prima hier, schau mal" glaubt die das alles und findet den Tornado-Einsatz jetzt ganz prima?

     

    Das ist doch eine Karikatur, ein Witz ist das! So jemanden kann man doch nicht ernst nehmen!

  • AZ
    A. Z.

    So kommt es zum "Umfallen": Ein Verantwortlicher spricht sich zunächst aufgrund der allgemeinen Stimmungslage oder guten Zuredens gegen eine Sache aus, obwohl er darüber keine konkreten Informationen hat und auch kaum einen eigenen Gedanken daran verschwendet mag. Ändert sich die Stimmungslage oder nötigt man dem Verantwortlichen zusätzliche Informationen auf, wird der zunächst abgelehnte Sachverhalt ganz plötzlich gebilligt. Das Prinzip funktioniert übrigens auch umgekehrt, d.h. erst Zustimmung, dann Ablehnung. Es ist also weniger das Gewissen der Entscheider, das unglaublich dehnbar ist. Das Problem besteht offenbar im niedrigen Info- bzw. Denk-Schwellenwert, bei dessen Überschreiten manche Menschen bereits hohe Entscheidungskompetenzen verspüren. Dass dieser Schwellenwert steigt, so lange den diversen Entscheidungsträgern immer wieder Meinungsfreude und Aktionismus nicht nur abgefordert, sondern sogar honoriert werden, schließe ich aus. Schade, dass die einzig praktizierte Umfall-Gegenreaktion so oft die pure, ignorante Sturheit ist.

  • JB
    Jens Bücher

    Die Taz entwickelt sich auch in die rechte Richtung, dass finde ich persönlich schlecht, so eine Propaganda für den Krieg im Ausland kann ich auch vermehrt auf Welt.de lesen!

  • W
    Wollyhopper

    Propaganda? Wenn man das liest muss man sich doch unweigerlich an den Kopf fassen bei diesem Maß an Naivität. Noch nie einen Tornado gesehen? Ist das ein Witz? Lebt die Frau hinter dem Mond? Und nur weil ihr jemand sagt "das ist alles ganz prima hier, schau mal" glaubt die das alles und findet den Tornado-Einsatz jetzt ganz prima?

     

    Das ist doch eine Karikatur, ein Witz ist das! So jemanden kann man doch nicht ernst nehmen!

  • AZ
    A. Z.

    So kommt es zum "Umfallen": Ein Verantwortlicher spricht sich zunächst aufgrund der allgemeinen Stimmungslage oder guten Zuredens gegen eine Sache aus, obwohl er darüber keine konkreten Informationen hat und auch kaum einen eigenen Gedanken daran verschwendet mag. Ändert sich die Stimmungslage oder nötigt man dem Verantwortlichen zusätzliche Informationen auf, wird der zunächst abgelehnte Sachverhalt ganz plötzlich gebilligt. Das Prinzip funktioniert übrigens auch umgekehrt, d.h. erst Zustimmung, dann Ablehnung. Es ist also weniger das Gewissen der Entscheider, das unglaublich dehnbar ist. Das Problem besteht offenbar im niedrigen Info- bzw. Denk-Schwellenwert, bei dessen Überschreiten manche Menschen bereits hohe Entscheidungskompetenzen verspüren. Dass dieser Schwellenwert steigt, so lange den diversen Entscheidungsträgern immer wieder Meinungsfreude und Aktionismus nicht nur abgefordert, sondern sogar honoriert werden, schließe ich aus. Schade, dass die einzig praktizierte Umfall-Gegenreaktion so oft die pure, ignorante Sturheit ist.

  • W
    Wollyhopper

    Propaganda? Wenn man das liest muss man sich doch unweigerlich an den Kopf fassen bei diesem Maß an Naivität. Noch nie einen Tornado gesehen? Ist das ein Witz? Lebt die Frau hinter dem Mond? Und nur weil ihr jemand sagt "das ist alles ganz prima hier, schau mal" glaubt die das alles und findet den Tornado-Einsatz jetzt ganz prima?

     

    Das ist doch eine Karikatur, ein Witz ist das! So jemanden kann man doch nicht ernst nehmen!

  • JB
    Jens Bücher

    Die Taz entwickelt sich auch in die rechte Richtung, dass finde ich persönlich schlecht, so eine Propaganda für den Krieg im Ausland kann ich auch vermehrt auf Welt.de lesen!