SOZIALPROTESTE : Das Ende der Kulturkämpfe
Peter Grottian hat mal wieder Recht behalten. Bereits im August, als die Montagsproteste gegen Hartz IV zahlenmäßig den Zenit erreichten, warnte der linke FU-Professor vor blindem Aktionismus: Wenn nicht mehr Vorarbeit geleistet werde, drohe der Protest ins Leere zu laufen. Nun steht das Volksbegehren zur Abwahl des rot-roten Senats vor seinem Ende, die Montagsdemonstrationen sind auf kümmerliche Kleingruppen von Linkssektierern zusammengeschrumpft, und die noch anstehenden Aktionen vor den Arbeitsagenturen im Januar drohen ebenfalls zu floppen.
KOMMENTAR von FELIX LEE
Doch gibt es noch andere Gründe für das Scheitern als die miserable Vorbereitung der Proteste, die Grottian anprangert. Die Hartz-IV-Betroffenen auf der einen Seite und die linken Profi-Aktivisten auf der anderen trennt eben doch noch Welten. Und damit ist nicht nur der politische Umgang gemeint.
Es reicht einfach nicht aus, auf den Montagsdemonstrationen eine große Einheitsfront gegen Hartz IV zu feiern, auf den Vorbereitungstreffen aber über sozialen Widerstand zu schwadronieren, in einer linken Akademikersprache, die der Lichtenberger Langzeitarbeitslose nicht mal kapieren würde – selbst wenn er wollte.
Für eine gemeinsam gestaltete soziale Protestbewegung müssen sich Daueraktivisten und Betroffene zunächst einmal verstehen lernen. Der Weg ist dabei das Ziel.
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