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Archiv-Artikel

SOMMER IM GLAS Châpeau fürs Laduuma

VON STEPHAN REINHARDT

2009 Châpeau Krauß 1 Hut, Lukas Krauß, Lambsheim (Pfalz)

Deutschland ist voller junger, bunter, wilder Winzer, die niemand kennt, obgleich sie doch Weine erzeugen, die so gut sind, dass man noch vor zehn Jahren laufend über sie gesprochen hätte. Heute aber gibt es von ihnen derart viele und laufend neue, dass man mit dem Schreiben nicht hinterherkommt. Nun aber – Lukas Krauß! Aus Lambsheim, nördliche Pfalz: Der erste Jahrgang des 22-jährigen war der 2008er, von dem es mir der feinfruchtige Silvaner besonders angetan hatte. Indes war die Menge von lediglich 30 Ar derart knapp, dass Krauß seinen Wein praktisch im Alleingang geleert hat. Inzwischen kultiviert der Mann, der sich „Weinbauer unter Winzern“ nennt und entsprechend kleidet – mit Kordhut aufm Kopp, anderthalb Hektar klassischer Pfälzer Sorten wie Müller-Thurgau, Silvaner, Riesling, Scheurebe, Grauburgunder, Portugieser, Schwarzriesling, Spätburgunder und neuerdings – auch Grüner Veltliner! Der Boden rund um Lambsheim passt zum Austria-Star, den Krauß als „geile Sorte“ bezeichnet: „Lässig und locker, gelb bis ocker – Löß!“ Nun ist es bis zur ersten Füllung aber noch etwas hin, und wir wollen bis dahin nicht dursten. Zum Glück hat Lukas Krauß, der seinen Hut auch auf die Etiketten seiner Weine gebracht hat, als Klassifikation sozusagen (je mehr Hüte, desto hochwertiger der Wein), vorzügliche 2009er anzubieten. Der anspruchsvollste Wein ist sicherlich der reichhaltige, dabei aber subtile Graue Burgunder mit zwei Hüten (drei wären noch besser, aber an denen arbeitet Krauß noch; zwei Hüte kosten zudem nur 12,60 €). Zum Kennenlernen aber und weil der Sommer so heiß ist, ist der weiße „Châpeau Krauß“ ein Volltreffer. Dieser leichte, frische, saftige Blend aus Müller-Thurgau, Riesling und Scheurebe hat alles, was ein Lieblingswein braucht: eine klare, reife Fruchtintensität von gelben Früchten wie Apfel, Pfirsich oder Mango, eine feine, animierende Säure, einen guten, spielerischen Charakter und – einen sehr niedrigen Preis.

Bezug: 6,30 € übers Weinstein, Weinschenke und Weinhandel. taz-Leser erhalten hier beim Kauf der Krauß-Weine eine Sonderkondition: „Zahle 11, erhalte 12“. Kontakt: Lychener Str. 33, 10437 Berlin, Tel. (0 30) 4 41 18 42 oder weinstein@weinstein.eu

2008 Ubuntu Douro DOC, Niepoort, Portugal

Anlässlich der tatsächlich noch zu Ende gegangenen Fußball-WM in Südafrika hat Niepoort Vinhos (Portugal) den zechwürdigen Douro-Rotwein „Fabelhaft“ in ein neues „Trikot“ gekleidet und in „Ubuntu“ („Menschlichkeit“, „Gemeinsinn“ in der Sprache der Zulu und Xhosa) umbenannt. Das Etikett der südafrikanischen Künstlerin Leonora van Staden zeigt ein „tierisches“ Fußballteam, das den Ball im Tor versenkt: „Laduuma!“ – Tor! Vom „Ubuntu“ 2007 wurden in Deutschland binnen acht Wochen 30.000 Flaschen abgesetzt, nun ist der 2008er am Start, auch in Berlin. Für diesen Sommer könnte es keinen prächtigeren Rotwein geben. 30 Minuten in den Kühlschrank damit, Schattenplätzchen gesucht, gerne auch mit Grill und was drauf und dann: Klare, lakritz- und schieferwürzige Fruchtaromen, vor allem dunkle Kirschen, frisch. Fruchtiger Gaumen mit animierender Säurefrische und delikatem Finish, ein fröhlicher, trinkiger Rotwein eher leichten Körpers, den man auch völlig gedankenlos genießen kann.

Bezug: 9,50 € in der Weinerei am Weinberg, Veteranenstr. 14, 10119 Berlin, Tel. (0 30) 4 40 69 83.