SOLARKRAFTWERK JÜLICH: KEINE LÖSUNG FÜR HIESIGE PROBLEME : Zu wenig Sonne, zu wenig Platz
Ein solches Demoprojekt kann nie verkehrt sein. Wenn nun in den nächsten zwei Jahren in Jülich das erste solarthermische Kraftwerk Deutschlands entsteht, so ist dies unbestritten ein hochspannendes Projekt. Denn man erzeugt damit auf neuartige Weise Solarstrom – mal was anderes als die klassischen kristallin-glänzenden Solarzellen. So lassen sich in Jülich künftig neue Technologien testen, Werkstoffe untersuchen, Energieausbeuten optimieren.
Als Forschungsprojekt hat die Anlage also unbestritten großen Reiz und sie dürfte in den nächsten Jahren viele Besucher nach Jülich ziehen. Wer nun jedoch glaubt, mit dieser Technik die Solarstromerzeugung auf deutschem Boden revolutionieren zu können, der irrt. Denn das Verfahren der solarthermischen Kraftwerke hat hierzulande keine nennenswerte Chance. Die Daseinsberechtigung der Technik liegt alleine darin, dass deutsche Firmen und Forscher Erfahrungen sammeln können, um ihre Chancen auf dem Weltmarkt weiter zu verbessern.
In unseren Breiten wird die Technik nicht mal ansatzweise die Photovoltaik verdrängen können. Aus zwei Gründen. Zum einen brauchen diese Kraftwerke direktes Sonnenlicht. Mit dem Licht eines bewölktem Himmels können sie – im Gegensatz zur Photovoltaik – nichts anfangen. Die Technik ist daher für Länder interessant, die näher am Äquator liegen und mehr direkte Sonne empfangen.
Und zweitens spricht aus Sicht eines dichtbesiedelten Landes der große Flächenbedarf gegen die solarthermischen Kraftwerke. Zwar braucht die Photovoltaik ähnlich viel Platz. Ihr Charme liegt jedoch in ihrem dezentralen Einsatz. Man packt die Solarzellen schlicht auf bereits bestehende Hausdächer und zunehmend auch an Fassaden – bei geschickter architektonischer Integration der Module profitieren die Häuser davon sogar optisch. Die solarthermischen Kraftwerke hingegen sind nur in großen Einheiten zu realisieren, und das braucht freie Flächen. Damit wird die Technik in Deutschland wenig Akzeptanz finden. BERNWARD JANZING