SO RICHTIG SPAREN : Im Minus
Ich muss sparen. Also so richtig. Nicht bloß, um wieder aus dem Dispo rauszukommen, sondern um ein paar tausend Euro zusammenzukriegen. Das wird hart. Aber es gibt ein Ziel, und dieses Ziel ist ein altes Gutshaus in Brandenburg, das darauf wartet, von unserem Freundeskreis in eine Landkommune verwandelt zu werden. Und dann wird es schön, sehr schön.
Aber bis dahin müssen wir uns alle finanziell ein bisschen zusammenreißen. Also beschließe ich, meinen Lebensstil radikal auf Sparkurs umzustellen. Mein Kontostand ist bei 1.022 Euro. Das ist ziemlich super. Als ich zum Bäcker gehe, will der mir schon ein Dinkel-Hafer-Nuss-Brot einpacken, das kaufe ich sonst immer. „Stopp“, sage ich. „Heute mal Berliner Landbrot.“ Das ist billiger. Als Kind habe ich eigentlich immer nur Berliner Landbrot gegessen, und damals dachte ich, das ist das einzige Brot, das es auf der Welt gibt.
Später gehe ich in den Bioladen und will Duschgel kaufen und solche Sachen. Hab schon alles in den Korb getan und stelle fest, dass das nicht geht. 5 Euro für Duschgel, hallo, vergiss es! Naturkosmetik kann ich kaufen, wenn ich ’ne reiche, alte Schrapnelle bin. Ich stelle alles zurück ins Regal und gehe nach Hause.
Da ist Post vom Gasanbieter. Sie sagen, ich hätte seit drei Monaten die Gasrechnungen nicht bezahlt. Verflucht. Na ja, irgendwie ist es auch schön zu wissen, dass einem dann noch immer nicht das Gas abgestellt wird. Außerdem schreibt mein Arbeitgeber: Sie haben mir im letzten Monat versehentlich 1.000 Euro zu viel überwiesen und sagen auch gleich dazu, dass sie sich diese in den nächsten Tagen einfach per Einzug wieder zurückholen. Um das zu verarbeiten, lade ich mich abends zum Vietnamesen ein und kaufe unterwegs noch zwei Paar Schuhe. Das macht es jetzt auch nicht mehr schlimmer. Und das mit dem Brot, das kann mir keiner mehr nehmen.
MARGARETE STOKOWSKI