SKANDAL!: Berliner auf der Buchmesse
■ Oder: Nichts Neues über die Macht der Dichtkunst
Immer wieder gern geseh'n sind ja die Berliner auf der Buchmesse, weil wenigstens sie in diesen trüben Zeiten für ein wenig Unterhaltung sorgen. So zum Beispiel am Donnerstagabend der berüchtigte Dosenbierautor Wawerzinek, der nämlich in schon ziemlich abgefülltem Zustand eine japanische Speisegaststätte betrat, wo schon Heiner Müller mit seiner Zigarre und anderen Freunden weilte.
Wawerzinek, ein ehemaliger Ostler, konnte nicht anders: er mußte den verhaßten und immer noch gegenwärtigen Kollegen beschimpfen. Er konnte auch damit gar nicht mehr aufhören, so wichtig war es ihm, bis er endete: »Jetzt bleibt mir nichts mehr anderes übrig, als dir meinen Arsch zu zeigen« — was er dann auch zum gelinden Entsetzen der anderen Speisegaststättenbesucher sofort tat. Anstatt aber die Hose nach Zeigen seines Arsches wieder hochzuziehn, muß er wohl eine lange Weile dort mit hängendem Unterkleid dagestanden haben, während Heinerle seelenruhig an der Zigarre sog und angeregt plauderte — solange, bis die Polizei kam, weil sich die japanischen Speisegaststätteninhaber nicht anders zu helfen wußten. Die Polizei beförderte ihn hinaus, aber anstatt gleich mal im Bett seinen Rausch auszuschlafen, begab sich der Dichter Wawerzinek ins Café Laumer, wo Rowohlt zu empfangen und abzufüllen pflegt (wenn man denn mehr als einen 10-Mark- Gutschein ergattert hat) und dort stellte sich der Dichter großartig und mit ausgebreiteten Armen in Pose, verkündete, er wolle etwas über die Macht der Dichtkunst demonstrieren.
Alle anwesenden Schurnalisten sollen die Kulis gezückt haben — allein, das war schon alles gewesen. Ja, det sind wir Berliner, wa?! Zuc
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