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Archiv-Artikel

SIEMENSBENQ MUSS DIE AUFFANGGESELLSCHAFT STÄRKER UNTERSTÜTZEN Moralische Verpflichtung

Nun ist es raus: Zwei von drei Arbeitsplätzen fallen bei BenQSiemens in Deutschland weg. Für die tausend Mitarbeiter, die zunächst bleiben dürfen, eine gute Nachricht. Eine neue Chance bekommt die frühere Handy-Sparte des Siemens-Konzerns, die durch das Insolvenzverfahren einen großen Teil ihrer Schulden loswerden – und möglicherweise einen neuen Investor finden könnte.

Doch die Zahl derjenigen, die ihren Arbeitsplatz verlieren, ist fast doppelt so hoch wie zunächst erwartet. Die Betroffenen fallen zwar nicht ins Bodenlose, sondern sollen in Auffang- und Qualifizierungsgesellschaften für eine begrenzte Zeit unterkommen. Was danach kommt, ist jedoch unklar.

Schon jetzt steht fest, dass der Staat und damit der Steuerzahler das Auffangnetz mitbezahlen muss. Dabei war es zunächst der Siemens-Konzern, dem ein Renditeversprechen an die Aktionäre wichtiger gewesen ist als die Sanierung seiner Handy-Sparte. Den Todesstoß versetzte dann BenQ seiner neuen Tochter – und es scheint, dass das von langer Hand geplant war.

Deshalb ist es nachvollziehbar, dass die Bundesländer Bayern und Nordrhein-Westfalen ein höheres Engagement der beiden Unternehmen an der Auffanggesellschaft fordern. Auch wenn Siemens darauf hinweist, dass es dafür keine rechtliche Grundlage gibt – eine moralische gibt es allemal. Denn der Siemens-Vorstand hatte ja vor lauter schlechtem Gewissen oder aus Angst vor Imageschäden schon angeboten, 35 Millionen Euro für die Gesellschaft bereitzustellen und auf die geplante Gehaltserhöhung zu verzichten.

Doch das wird nicht reichen. Auch die Aktionäre müssen sich fragen lassen, ob sie nicht einen Teil ihrer Dividende für eine gute Ausstattung der Auffanggesellschaft opfern müssen. Möglicherweise würden die 200 Millionen Euro, die die Gewerkschaft für die BenQ-Verlierer fordert, die Ausschüttung in diesem Jahr ein wenig schmälern. Doch den Aktionären kann dies zugemutet werden. Schließlich haben sie zuletzt 1,35 Euro je Aktie bekommen – macht zusammen 1,2 Milliarden Euro.

STEPHAN KOSCH