SHEILA MYSOREKAR POLITIK VON UNTEN : Ausbilder Koch
Der brutalstmögliche CDU-Aufklärer aus Hessen will in die Wirtschaft. Wir hätten da mal einen Vorschlag
Ich habe schon den idealen Job für Roland Koch: Ausbilder für Diktatoren. Er kann bei einer dieser Söldnerfirmen anheuern, Asgaard oder Halliburton. Die beliefern Regierungen des, na ja, rabiateren Schlages weltweit nicht nur mit Soldaten, sondern bieten auch „Beratung“ an: nämlich wie man Ruhe und Ordnung schafft. Und da ist Roland Koch äußerst qualifiziert. Sein praxisnahes Wissen kann er nun lernbegierigen Diktatoren in aller Welt vermitteln.
Er könnte ihnen beibringen, wie man mit renitenter Presse umgeht. Das ZDF, berüchtigter Hort der Linksradikalen, wurde auf Kochs Betreiben von seinem Rädelsführer, dem Chefredakteur Nikolaus Brender, befreit. So schafft man sich die Sender, die man haben will. In Kochs neuer Position als Medienberater wird es Aufträge aus China oder dem Iran nur so hageln. Eine seiner Kernkompetenzen: Wie man ethnische Minderheiten ausgrenzt. An die Macht gekommen war Koch mit einem Wahlkampf auf Kosten von eingebürgerten Ausländern, nämlich mit seiner Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft. Sein nächster Wahlkampf hatte zur Abwechslung das Thema „kriminelle Ausländer“.
Dieses Fachwissen könnte Koch etwa der Grenzpatrouille von Arizona zur Verfügung stellen; dort werden neuerdings Mexikaner, die illegal in die USA einwandern wollen, per Gesichtskontrolle identifiziert.
Koch ist außerdem stilbildendes Beispiel, wie man Kritiker ihrer Religion wegen mundtot macht. So geschehen mit dem Islamwissenschaftler Navid Kermani, dem der Hessische Kulturpreis erst aberkannt und dann nur auf Druck gegeben wurde. Zu diesem Thema ließe sich bestimmt die FPÖ in Österreich zielgerichtet weiterbilden.
Seine Amtszeit könnte man auch als Anleitung lesen, wie man mit Moralaposteln umgeht: Vier hessische Steuerfahnder wurden als Psychofälle denunziert und zwangspensioniert – sie hatten im CDU-Schwarzgeldskandal ermittelt. Dieses wegweisende Vorbild des kreativen Umgangs mit uneinsichtigen Wahrheitsfanatikern wird viele südamerikanische Politiker in seine Fortbildungsseminare locken. Bald sitzen korrupte Diktatoren jeder Bananenrepublik in seinen Kursen, eifrig mitschreibend. Oh ja, Roland Koch ist in der freien Wirtschaft gut aufgehoben.
Sein Nachfolger Volker Bouffier steht übrigens in der besten Tradition der hessischen CDU: Ein Untersuchungsausschuss beschäftigt sich derzeit mit seiner Einflussnahme auf die dortige Polizei. Aber Bouffier kann ziemlich sicher sein, dass ihm nichts passieren wird. Er hat ja schließlich von Roland Koch gelernt.
■ Die Autorin ist Journalistin und in der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Foto: Firat Bagdu