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Archiv-Artikel

S-Bahn-Soli Sicher eine grandiose Idee

Na, dass da noch keiner drauf gekommen ist. Ein „Sicherheitsgroschen“ für die S-Bahn muss her, fordert die CDU, damit die Bahnhöfe endlich wieder sicher werden. Recht so, weg mit kleinlichen Nörgeleien: „Aber es ist das Land, das weniger für den Nahverkehr locker macht“ oder „Die Tariferhöhung kommt doch schon im August“. Alles bleibt so, wie es ist – und, hey, wir lassen einfach die Kunden mehr blechen. Mannometer, diese Idee verdient das Prädikat: grandios.

KOMMENTARVON ULRICH SCHULTE

Sind ja bei 315 Millionen S-Bahn-Kunden pro Jahr, äh, ganz solide durchgerechnet, kleinen Moment: knapp über 30 Millionen Euro. Genug, um die Kürzung des Landeszuschusses von 26 Millionen auszugleichen, und noch ein bisschen mehr. Schließlich geht’s um unsere Sicherheit.

Hallo, BVG? Noch ist Zeit, auch auf Nummer Sicher zu gehen. Macht einfach mit, Geld braucht ihr auch, dann könnte man den Sicherheits-Soli-Zuschlag direkt auf die neuen Fahrscheine drucken. Arbeitstitel der Kampagne: „Mit uns kommen Sie sicher an. Mit Sicherheit.“

Und, diese Frage muss in aller Härte erlaubt sein, warum sollen wir nur in S- und U-Bahn sicher sein? Klingelbüchsen an die Eingänge der öffentlichen Parks, dahinter macht dann ein Privatsheriff Jagd auf ihr Revier markierende Hunde, ihr Revier markierende Dealer – und natürlich auf Leute, die die Sicherheitsgebühr vergessen haben. Schwimmbäder könnten – finanziert durch den „Swimm-Safe“-Cent – jedem Gast die Rettungsweste in die Umkleidekabine hängen. Auch die Privatwirtschaft wird aufspringen: Shoppen im Kaufhaus, endlich sicher vor Dudelmusik? Nichts leichter als das.

Die taz denkt darüber nach, ihre Leserinnen und Leser vor Ironie in Kommentaren zu schützen – gegen eine kleine Gebühr, selbstverständlich. Das müssen wir aber nochmal durchrechnen. Sicher ist sicher.