piwik no script img

Archiv-Artikel

S-Bahn-Aufpasser müssen bleiben Mensch statt Maschine

Vielleicht ist der Slogan von den drei „S“ der Deutschen Bahn wegen eines anderen Triple-S, nämlich SPD-Parteirebellin Sigrid Skarpelis-Sperk, in der Hintergrund geraten. Dann ist daran zu erinnern, dass die Bahn damit mal für Sauberkeit, Sicherheit und Service geworben hat. Vor diesem Hintergrund ist es nicht hinnehmbar, wenn die S-Bahn GmbH, ihre 100-Prozent-Tochter, erwägt, bei allen drei Punkten Abstriche zu machen. Punkt 1: Sauberkeit. Wo keiner hinguckt, da schmeißt schon mal schneller einer seinen Dreck hin. Siehe U-Bahn, wo mancher trotz Rauchverbot weiter qualmt. Von Vandalismus ganz zu schweigen. Kein Problem, dafür haben wir doch die Videokameras und schicken schnell jemanden vorbei? Bis dahin ist doch jeder Vandale längst weg. Gleiches gilt für Punkt 2, die Sicherheit. Es ist schlicht ein gutes Gefühl, wenn auf dem Bahnsteig eine Aufsicht ist, die auf Knopfdruck die Polizei ranholen kann, wenn ein paar Schlägertypen den Motz-Verkäufer, den türkischen Nachbarn oder, noch schlimmer, einen selbst anmachen. Es reicht schon, abends allein im leeren U-Bahnhof zu sitzen und sich das auszumalen. Diese Schläger sind einem zwar im Regelfall noch nicht begegnet. Aber allein das dumpfe Gefühl, es könnte passieren, da unten in dieser Röhre, macht U-Bahnfahren nicht zum Spaß. Subjektives Unsicherheitsempfinden nennt sich das. Wenn die S-Bahn nun für das gleiche Gefühl sorgt, wird das machen Kunden abschrecken. Punkt 3, der Service. Sicher stehen manches Mal nicht die wandelnden Brockhäuser, Fahrplan- und Tarifexperten auf dem Bahnsteig. Das ist aber kein Grund zum Streichen, sondern zum Schulen. Eine Info-Säule mit Gegensprechanlage – Maschine statt Mensch – ist keine Alternative. STEFAN ALBERTI