piwik no script img

RüstungsgeschäfteEurofighter auf Werbeflug

In dieser Woche nimmt die Luftwaffe erstmals an einer Rüstungsmesse in Indien teil. Dort will sie mit dem Rüstungskonzern EADS für deutsche Kampflugzeuge werben.

Produktion des Eurofighters im EADS-Werks im oberbayerischen Manching. Bild: dpa

BERLIN taz Die deutsche Luftwaffe nimmt erstmals an einer Rüstungsmesse in Indien teil. Vier Kampfflugzeuge vom Typ Eurofighter und ein Airbus mit der 60-köpfigen Begleitmannschaft starteten in Rostock-Lage, die erste fliegende Tankstelle der Bundeswehr, ein Airbus A310 MRTT, in Köln-Bonn. Ziel aller Flugzeuge war - nach einer Zwischenlandung in Abu Dhabi - der indische Luftwaffenstützpunkt Yelahanka nördlich von Bangalore. Dort findet vom 11. bis zum 15. Februar die größte Luftfahrtschau Südasiens statt, die Aero India 2009.

Der Ausflug des Luftwaffenkontingents ins 8.000 Kilometer entfernte Bangalore erfolgt auf Einladung Indiens. Der Besuch dient jedoch auch einem zweiten Zweck: Er soll den Rüstungsexport fördern. Indien sei "einer der wichtigsten Zukunftsmärkte", die dortigen Luftstreitkräfte würden "umfassend modernisiert", heißt es in einer Presseerklärung der Luftwaffe. "Der Eurofighter wird im Rahmen der deutschen Beteiligung an einer indischen Ausschreibung für ein neues Kampfflugzeug präsentiert."

Indien will 126 mittlere Mehrzweckkampfflugzeuge bestellen, ein lukratives Geschäft. Der Eurofighter gehört zu den Kandidaten. Bei der täglichen Flugshow soll gezeigt werden, was er kann. Werkspiloten des Herstellers EADS werden dabei im Cockpit sitzen. Die Kosten der etwa zweiwöchigen Indien-Expedition der Luftwaffe trägt vorerst das Verteidigungsministerium. Sie sind erheblich. Allein die Flugstunden der Eurofighter addieren sich schon bei konservativer Kalkulation auf deutlich mehr als 1 Million Euro. Hinzu kommen die Airbus-Flugzeuge und die Nebenkosten.

Oppositionspolitiker reagierten pikiert. Der Grünen-Obmann im Verteidigungsausschuss, Winfried Nachtwei, nannte das Vorgehen ein "Husarenstück der Exportförderung". Angesichts wiederholter Klagen des Heeres über finanziell bedingte Ausrüstungsmängel bei Auslandseinsätzen könne er "sich gut vorstellen, dass ein solch verschwenderischer Umgang mit Steuergeldern Ärger bei den anderen Teilstreitkräften" hervorrufe. Der verteidigungspolitische Sprecher der Linken, Paul Schäfer, sagte: "Wo ein Rüstungsgeschäft winkt, versteht die Regierung sich im Zweifel als Sachwalter der Industrie."

Noch ist nicht klar, ob das Verteidigungsministerium die Kosten für die Eurofighterwerbung vollständig trägt. Das hofft die Industrie. Noch am Donnerstag lobte Stefan Zoller vom Hersteller EADS die Regierung anlässlich des Forums "Verteidigung und Sicherheit" in Bad Godesberg. So viel Unterstützung wie derzeit habe man bei Exportvorhaben "noch nie gesehen". Er hoffe deshalb, die Regierung werde darauf verzichten, seiner Firma die Kosten für die Eurofighterwerbung in der Schweiz und in Indien in Rechnung zu stellen. Doch einen solchen Blankoscheck wollte ihm Peter Wolf, Staatssekretär im Verteidigungsministerium, nicht ausstellen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!