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Archiv-Artikel

Rot

2005 Marcillac „Lo Sang del Pais“, Rotwein trocken, Domaine du Cros, Südwestfrankreich, 7,80 Euro

Die Klimaerwärmung ist in der Weinwirtschaft ein beliebtes Argument, um die zunehmende Tendenz zur Normierung des Weingeschmacks als unausweichlich hinzustellen. Doch es ist keineswegs Schicksal, dass seit über einer Dekade immer mehr Weine kaum Säure, dafür aber umso mehr Alkohol und aufdringliche Fruchtaromen enthalten. Es ist vor allem Anpassung an den Massengeschmack, der sich in der Weinwirtschaft allmählich durchsetzt. In seinen Strudel geraten leider auch immer mehr kleine und handwerkliche Winzerbetriebe – ganz in der Logik eines globalisierten Weingeschmacks und der fortschreitenden Technologisierung des Weinbaus. Das ist nichts Neues, paradox ist allein, dass das Marketing der Weinbranche ausgerechnet das Klima immer wieder als Ursache für Prozesse anführt, deren wahre Gründe vorwiegend solche der Verkaufsstrategie sind.

Heiße Sommer und milde Winter wirken sich unmittelbar auf die Vegetation der Weinpflanze und die Reifung der Traube aus. Je heißer das Klima, desto schneller wird sie reif, bildet Traubenzucker und baut Säure ab. Resultat sind Trauben mit wenig Frische und hohem Zuckergehalt, der während der alkoholischen Gärung von fleißigen Hefen weitgehend in Alkohol verwandelt wird. Je trockener ein Wein schmecken soll, desto mehr Alkohol hat er. Doch gute Weine entstehen aus Trauben, die langsam ausreifen, weil sich dabei komplexe Aromen bilden und zudem die Frische erhalten bleibt – sie ist für den Wein das Salz in der Suppe. Ohne sie gibt es keine Finesse. Solche Weine werden immer rarer. Wuchtbrummen dominieren den Markt. Marmeladenweine kamen zuerst aus Hot-Climate-Regionen wie Australien, Chile, Spanien, Südafrika und Südfrankreich. Heute werden sie dank moderner Kellertechnik und Know-how in fast allen Weingebieten der Welt erzeugt.

Doch auch in heißem Klima können differenzierte Weine entstehen. Beispielsweise der „Lo Sang del Pais“, ein delikater Roter aus Marcillac. Er stammt aus einem winzigen und unbekannten Weingebiet im Nordosten Südwestfrankreichs. Dort wird nur eine Rebsorte kultiviert, Fer savadou. „Fer“ bedeutet Eisen – ein Verweis auf die Härte des Rebholzes, das diese eigenartige und widerstandsfähige Rebsorte bildet. Sie kommt nur in Marcillac vor, hat sich mit der Zeit an das Terrain und Klima von Marcillac angepasst und liefert Trauben, aus denen ein erfrischender Rotwein entstehen kann. Da die Weine außerhalb der Region kaum einer kennt, sind sie preiswert, und die dortigen Winzer haben sich noch nicht dem Mainstream unterworfen. Einer der besten ist Philippe Teulier. Sein einfacher und vitaler Marcillac zeigt am Gaumen eine spürbare Frucht, die sich unaufdringlich und saftig präsentiert. Auf der Zunge ist eine köstliche Frische zu spüren, die mit Leichtigkeit und Schwung ausklingt.

Bezug: taz-Sonderpreis, Sechserkarton für 45 Euro inkl. Porto und Versand, der Zwölferkarton für 89 Euro. Kössler & Ulbricht Weinversand, Nordostpark 78, 90411 Nürnberg, Fax (09 11) 5 29 88 74, Fon (09 11) 52 51 53, E-Mail: info@weinhalle.de