Rosi Roland‘s Bremer Klatschgeschichten : Vandalen im Bühnenbild
Es is’ ja nich so, dass alle Putzfrauen gleich sind. Nee, nee: Auch bei unserein’ gibt es Politische und eher so Kulturelle. Und die Kulturellen, die beim „Weser-Kurier“ wischen, hatten es in den letzten Tagen nicht leicht. Denn die Lokalredaktion hat gar nicht nette Sachen über die Bremer Kultur geschrieben. Motto: personell überbesetzt und finanziell unfähig. Und außerdem: Alles Vandalen.
Los ging’s mit der Kunsthallengeschichte. Van Gogh? Ein Finanzloch! berichtete die Lokalredaktion – weil sie glaubte, die Kunsthalle hätte eine Million Euro als Nachschlags-Zahlung verlangt. Dabei hatten die „politischen“ Kollegen nur rausgefunden, dass nach dem 11. September 2001 die Versicherungsprämien ins Astronomische geklettert waren – und dafür war das Land Bremen eingesprungen. Das haben die vom Feuilleton aber gar nicht gerne gelesen – zumal es in der Leserbriefspalte dann immer hieß: Kulturelle können sowieso nicht mit Geld umgehen. Da sind vielleicht die Putzlappen geflogen! Na, ist ja auch ein Austausch – wenn man schon nicht miteinander spricht.
Aber es ging ja noch weiter. Erst hieß es im Lokalteil, das Amt für Denkmalschutz wär’ überbesetzt – weil nämlich ein Mitarbeiter beim „Solitaire“-Spielen beobachtet worden sei. Und dann gab es diese Story von verschmutzten Teppichen und verkratzten Wänden als Folge der „Danton“-Aufführung in der Bürgerschaft.
Aber ehrlich gesagt: Sogar ich als Putzfrau hab’ erkannt, dass das abgedruckte „Beweisfoto“ nicht koscher war. Die wild durcheinander geworfenen Stühle, die man da sieht, das ist nämlich das so genannte Bühnenbild. Und das große Loch auf dem Boden war auch kein Vandalen-Akt, sondern als „optische Täuschung“ auf den Teppich geklebt. Na ja, das Ganze sah sowieso aus wie von einem Modell abfotografiert. Und jetzt kam raus, dass die Bürgerschaft ohnehin renoviert werden muss – da sollte das Theater wohl sein Scherflein beitragen.
Also, nicht, dass es anderswo immer besser liefe. Die taz-Putze hat mir gerade die lustige Geschichte erzählt, wie angeblich Bernhard-Heiliger-Reliefs vom Rathaus abgeschraubt worden wären, um sie durch Milkatäfelchen zu ersetzen. Dabei ist unser Rathaus doch Weserrenässangs! Vermutet jedenfalls
Ihre Rosi Roland