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Archiv-Artikel

Rosi Rolands Bremer Klatschgeschichten Einen conterganen Gruß zum Schluss

„Eberhard, es ist dein Kind. Du kannst es doch nicht hängen lassen.“ Das hab ich gehört und sofort den Schrubber abgestellt. Wenn Männer über Kinder reden, werd‘ ich neugierig. Aber dann hab‘ ich schnell gemerkt, dass es um das Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin ging, das BIPS, das dieser Eberhard gegründet hat und leitet. Noch. Diese Woche war der 65ste Geburtstag von diesem Quadratkopf Eberhard Greiser, der so oft gegen den Wind der Konzerne angepisst hat. Warnte vor Hormonen, erforschte Leukämie-Risiken bei Krümmel, wollte immer konzernunabhängige Aufklärung über Medikamente und und und. Als Chef und zugleich Abteilungsleiter beim BIPS. Aber jetzt kommt die Nachfolge auf seiner Abteilungsleiterstelle nicht voran. Den Mediziner, der es werden soll, hat das Wissenschaftsressort ewig nicht eingeladen – als hätte der nicht noch andere interessante Angebote. Oder als wollte man ihn gar nicht oder als wollte man ein völlig anderes BIPS. Nicht so kritisch. Darüber haben die beiden Männer geredet, hinter der Tür.

Trotzdem wird der Abteilungsleiter-so-er-noch-will heute in Bremen sein. Der ist Epidemiologe in Lyon und nicht der Einzige, der weit reist, um beim „Festsymposium anlässlich des 65. Geburtstages von Professor Eberhard Greiser“ in der Uni dabei zu sein. Das richtet seine designierte Nachfolgerin als BIPS-Chefin aus. Unzählige Fachleute hat sie eingeladen, als wärs ein Epidemiologentag. Würdevoller geht es kaum. Da wird der scheidende Chef nochmal sowas von aufs Schild gehoben – dass er fast nur noch freundlich sein darf. Schlau, diese Frau: Iris Pigeot, Professorin, BIPS-Abteilungsleiterin „Biometrie und EDV“. Hätte auch einen Ruf nach Dortmund gehabt, beerbt aber lieber den Greiser und schlägt mit so ‘ner Party gleich zwei Fliegen. Grandios, wie sie sich mit diesem schönen Ausstands-Symposium auch einen schönen Einstand bereitet. Aber dass Shootingstar Pigeot schlau ist, bezweifelt niemand. Die Sorge ist nur, ob die Richtung in Zukunft noch stimmt. Schon jetzt setzt die Frau Duftmarken, die manche schlimm in der Nase kribbeln. Ausgerechnet dem ewig kritischen Greiser sponsorn Firmen wie Grünenthal und Schering den Ausstand. Ich sage nur Contergan und Hormonsubstitution. Erst hab‘ ich mich gewundert – bis ich gemerkt habe, dass es ja jetzt um die Neue geht. Wird schon als „Akquise-Rakete“ gehandelt, weil sie Gelder für Forschung locker machen soll. Fragt sich nur für welche, überlegt nachdenklich        Ihre Rosi Roland