■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Trüpel braucht Marzluf
Kennen Sie Marzluf? Der ist Chef der Kulturabteilung beim Weser Kurier. Die hieß noch bis vor kurzem Feuilleton. Das waren noch Zeiten, Feuilletonchef, ha! Dagegen Kultur? Aber schließlich ist er der Boss, und so warf er am Donnerstag einen denkwürdigen Text: „Wie die Kultur über die Runden kommt“, mit einem Beginn wie von Black&Decker. „Was nun, Frau Kultursenatorin Trüpel?“ Ein Pamphlet, nein, kein Pamphlet, ein Kommentar, auch nicht, ein Artikel aber auch nicht, obwohl er so aussieht, ein Brief? Irgendwas irgendwie über Helga Trüpel und wie sie ihren Staatsrat loswerden will. Sagenwirmal: Mutmaßungen über Kulturpolitik. „Ein Marzluf halt“, sagt ein Kenner. Aber man versteht nichts! „Eben.“ Jedenfalls macht Marzluf einAngebot: Trüpel soll ihren Staatsrat rausschmeißen und dann am Ende der Legislaturperiode freiwillig hinterhergehen – „und wir werden nie wieder etwas über Sie und Ihre Ära schreiben. Abgemacht?“
Dabei kann der Senatorin kaum besseres passieren als Marzluf täglich. Je mehr sie von der allerdümmsten Seite angemacht wird, desto besser steht sie da. Der Bürgerschaftswahlkampf hat begonnen, bei den Grünen wird einfrig über Personal nachgedacht. Und Trüpel hat nicht die allermeisten Freunde. Schon werden die ersten Namen gehandelt: Sybille Volkholz, damals im rot-grünen Berlin Schulsenatorin, oder Marianne Birthler, Brandenburger Ex-Bildungsministerin.
Letzten Mittwoch hat eine Konferenz von SenatorInnen, Fraktion, Landesvorstand und Kreisverbänden zur Bürgerschaftswahl stattgefunden. In der ging es ums Programm, ums Programm und ums Programm. Und wenn eine mutige Basisgrüne nicht gewesen wäre, dann wäre es auch noch ums Programm gegangen. Sie aber stellte den Antrag, daß man auch frühzeitig die Personalfrage stellen müßte, senatorInnenmäßig. Sonst ginge es so schief wie beim letztenmal. Da hatten die Grünen die Koalition fix und fertig ausverhandelt, und dann erst hatten sie sich an die Personaldiskussion gemacht. Resultat: Heulen und Zähneknirschen, und ein schneidend dickes Mißtrauen zwischen Kultursenatorin und dem größeren Teil des grünen Rests, das bis heute Bestand hat. Das soll vermieden werden. Schon im Januar wollen die Grünen ihre Senatskritik machen, und dann entscheiden, mit wem sie ins Rennen gehen. An Ralf Fücks geht kein Weg vorbei, die Kultursenatorin muß bangen. Trüpel braucht Marzluf, ist sich sicher, Ihre Rosi Roland
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen