■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Weser Kurier nicht verkauft
Zwei Themen beschäftigen in diesen Tagen die Stadt. Thema 1: Warum schreibt Rosi Roland nicht über Verkaufsgerüchte um den Weser Kurier? Thema 2: Ist Rosi Roland krank oder gekauft, oder hat sie total versagt? Hier eine Chance, beide Fliegen mit einem Schlag zu erledigen.
Erst das klare Dementi: Rosi Roland lebt, und zum Beweis kommt hier die Geschichte: Der Weser Kurier wird nicht verkauft. Die Gerüchte kursieren seit Tagen, 280 Millionen Mark sollen Gruner und Jahr und sein Bertelsmann-Imperium geboten haben. Der Hamburger Medienriese schwimmt im Geld und sucht nach Anlage-Objekten, alles verständlich.
Aber wollen denn die Erbengemeinschaften, denen die Anteile der Bretag-GmbH gehören, überhaupt verkaufen? Sind sie durch sinkende Auflagen verunsichert? Die Rendite unbefriedigend? Nichts dergleichen.
Die Gerüchte um den Weser Kurier kommen erstaunlicherweise aus den höheren Etagen des Hannoveraner Platzhirschen, der Madsack-Gruppe. Die Madsack-Gruppe ihrerseits, zu der die Hannoveraner Allgemeine Zeitung, die Neue Presse und das Göttinger Tageblatt gehören, hätte gern die Mehrheitsanteile an der Braunschweiger Zeitung gekauft und das monopolisierte Territorium arrondiert. Das berichtete vor zwei Wochen der Spiegel. Denn in Braunschweig ist der Verleger Henning Voigt gestorben. Seitdem halten sich Gerüchte, daß die Erben ihre 55 Prozent abstoßen wollen. WAZ-Konzern, Gruner & Jahr und Springer stehen auf der Matte und wollen dem Imperium der Madsack-Gruppe ungebührlich nahe kommen. Da zu der Braunschweiger Zeitung Kabel- und Radio-Beteiligungen gehören, wird der Preis zwischen 120 und 200 Millionen taxiert. Dem Interesse der Madsack-Gruppe könnte das Kartellrecht entgegenstehen, zudem könnten die Branchen-Riesen mehr bieten.
Die Branche ist verunsichert, Verkaufsgerüchte machen die Luft bleischwer. Da können auch Schüsse in die Luft als Ablenkungsmanöver dienlich sein. Zum Beispiel in Richtung Weser Kurier. Dem Weser Report, der das Gerücht verbreiten wollte, liegen teuer unterlegte Unterlassungs-Aufforderungen vor. Daß nichts dran ist, hat Verlagschef Herbert C. Ordemann auch persönlich mit seinen schönen blauen Augen versichert – bei einem eher privaten Kontakt mit Rosi Roland
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