■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Präsidiale Prostataprobleme
Endlich! Unser aller Bürgerschaftspräsident, der Christian Weber, hat wieder jemanden, der ihm kontrollierend aufs Maul schaut. Seit dieser Woche sitzt da die Frau Anja Eckhardt, ihres Zeichens sogar doktoriert, und soll dem Krischan seine Reden schreiben. Einen recht taffen Eindruck hat sie jedenfalls gemacht bei ihrer Vorstellung. Wünschen wir ihr also alle guten und göttlichen Fügungen, dass sie sich durchsetzen kann als neue Sprecherin der Bürgerschaft. Denn die siebenmonatige Abstinenz an Herrn Webers Seite wurde allmählich doch etwas zu pikant.
Denn welch ähnlich hoher Repräsentant dieser unserer Republik hat sonst wohl schon mal der versammelten Presse von seinen nächtlichen Blasenproblemen erzählt? Christian Weber. Der nutzt seine nächtlichen Pinkelgewohnheiten dazu, um seine kaputte Brille zu erklären. Auf die ist er nämlich angeblich im Bett draufgetreten, als er nachts mal Pipi musste. Im gleichen Atemzug stellt Weber dann auch noch schnell seine neue Pressesprecherin vor. Die wollte gleich völlig verdutzt von ihm wissen, ob er im Stehen schlafe? Schließlich will Weber im Bett auf seine Brille getreten sein. Nein, nein, so ihr neuer Chef, er hätte mal wieder aufs Klo gemusst und auf dem Weg ... Ach so! Das kennt man ja. Der Herr Präsident hat offensichtlich – wie viele Männer in seinem Alter – ein kleines Prostata-Problemchen. Und das wird dann Brillen-kaschiert. Passt auch zu der recht jungen und hübschen Pressesprecherin. So was braucht man dann an seiner Seite. Hoffentlich hat der Weber Christian auch gemerkt, dass die Frau Kontra geben kann.
Zurück zur Prostata: Nun war also die Brille kaputt. Was macht man dann als Bürgerschaftspräsident, wenn man seine Sprecherin vorstellen soll? Na klar: freie Rede. Oh Katastrophe! Also: Er jedenfalls wünsche Frau Eckhardt viel Erfolg in Bremen. Denn bisher hätten in Bremen die Auswärtigen ja wenig Fortune gehabt. Wären alle wieder abgesägt worden. Wollte dann doch glatt wieder jemand wissen, was denn mit unserem zweiten Bürgermeister, dem Herrn Perschau aus Hamburg wäre? Na, jaaa! Fest steht jedenfalls, dass er sich selbst mit Verve auf die Frau Eckhardt schmeißen will, wenn der irgendjemand (nachts?) an den Karren pinkeln will. Also bitte, doch die Prostata?
Nun, wenn der Weber Christian erstmal so richtig im Schwung ist, dann gibt's eben kein Halten mehr. So auch nicht bei der Journalistenrundenvorstellung. So richtig sein Fett abgekriegt hat der arme Klaus Schloesser. „Der war mal ein richtig kritischer Journalist“, findet unser Bürgerpräsident. Recht hat er. Aber muss er das dem armen Mann denn so aufs Butterbrot schmieren, dass er jetzt nur noch schnödes Sprachrohr von unserem Bürgermeister Henning Scherf ist? Gemein!
An den Kollegen von der Frankfurter Rundschau konnte sich der Krischan dann erinnern, weil der ihm mal eine Frage gestellt hat. Wahnsinn! Und dann gab's Saures. Die armen, armen Kollegen von Bremens erstem privaten Radiosender, auf den doch gerade so ein hoher Bremischer Repräsentant doll stolz sein sollte. Die hat er doch glatt mit „Radio Niedersachsen oder so ähnlich“ vorgestellt. Bis ihm dann plötzlich einfiel, dass die ja jetzt „Radio wir von hier“ heißen und den langen Namen nur brauchen würden, um genug Redebeitrag pro Stunde hinzukriegen. Nicht nett, vom Herrn Weber, der sich sonst von Bremens Chefprivatsender nur noch den Spitznamen vom Programmdirektor merken konnte: „Kohle-Ole!“
Es folgten dann noch kleinere Aussetzer, so etwa, dass in Hastedt Menschen in Fabriken wohnen und dass er sich wegen seiner Hastedter Herkunft immer minderwertig vorkommt. Aber das muss er doch gar nicht. Christian Weber hat ein supergroßes Büro und jetzt auch noch eine neue Sprecherin – da lacht die Prostata. Dass ihm eine solche – natürlich die Sprecherin – sieben Monate lang vielleicht gefehlt hat, ist er selbst Schuld. Zum einen wollte er die bisherige Sprecherin von seinem Amtsvorgänger nicht übernehmen. Die muss jetzt bei Herrn Perschau im Internet surfen. Und anschließend wollte er nicht einmal seine eigene Altlast verantworten. Er hatte nämlich als SPD-Fraktionschef die Irmela Körner von Radio Bremen zur neuen Fraktionssprecherin gekürt. Und der jetzige Fraktionsboss Jens Böhrnsen hätte die liebend gern entsorgt. Genosse Weber hat aber dankend abgewunken. Zu schlecht, soll er mal gesagt haben und hat sich Reden vom CDU-Sprecher Guido Niermann schreiben lassen. Streng geheim natürlich. Warum also hat sich der Christian Weber nicht schon vor sieben Monaten an diese alte CDU-Connection erinnert? Das hätte einige Peinlichkeiten verhindert, findet Ihre Rosi Roland
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