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■ Rosi RolandDer Kröning-Knaller

Preisfrage: Wie heißt der Bremer Oppositionsführer? Na? Was sagen Sie, die Vollschlanke von der CDU mit einem Namen wie der Brotaufstrich? Grottenfalsch! Seit wann macht die CDU denn wirksame Oppositionspolitik. Der Oppositionsführer rollt die Sahnetorte von innen auf und sitzt mittendrin. Volker Kröning ist Finanzsenator, da hat der Mann viele Probleme, aber vor allem zwei: Erstens, daß er zum 1. Juli aufhört und zweitens, daß er zum 1. Juli aufhört. Bis dahin muß der Sparhaushalt unter Dach und Fach und, mindestens genauso wichtig: die Stadtwerke müssen vertickt sein. Kröning pressiert's.

Beim Thema Stadtwerke halten alle Seiten dicht. Ein kleines bißchen ist aber doch durchgesickert. Die Ausgangslage für den Verkauf ist klar: Kröning und Jäger für mindestens 50 Prozent, Fücks strikt für 24,9, Wedemeier mit dem SPD-Beschluß 24,9 im Kreuz. Kröning und Jäger für Verkauf an den Atomstromer Preag, Fücks striktement dagegen. Zäh zogen sich die Beratungen hin. Finanzen und Umwelt sollten eine gemeinsame Verhandlungsstrategie erarbeiten, das konnte dauern.

Gut zwei Wochen ist es her, da herrschte aber plötzlich hektische Betriebsamkeit. Kröning überraschte seine Kollegen mit fix und fertigen Verträgen. Und zwar nicht nur fix und fertig ausformuliert, sondern zur Hälfte auch noch fix und fertig verhandelt. Der Knaller: Kröning legte unterschriftsreife Verträge über den Verkauf von 24,9 Prozent an die Preag vor, vorab, vor allen Verhandlungen mit dem Dutzend anderer Interessenten. Über das zweite Viertel müßte man dann nochmal reden. Was ebenso heftig von Kröning-Gegnern kolportiert wie von ihm selbst dementiert worden war, hat sich als Wahrheit erwiesen: Es hat Vorverhandlungen zwischen Finanzsenator und Preag gegeben.

Hui, da war der Teufel los: Fücks hat einen geharnischten Brief an Wedemeier geschrieben, und der Bürgermeister hat den Finanzsenator mit einem Machtwort letztlich zum Stehen gebracht. Sogar der SPD-Landesvorstand hat Kröning nochmal einen auf's Haupt gegeben: Wedemeier, so die Erklärung, habe dem Landesvorstand versichert, daß es Gespräche mit allen Interessenten geben müsse. „Dem widersprach der Landesvorstand nicht.“ Es hat richtig gequalmt im Wirtschaftskabinett, und die Verträge sind wieder in den Schubladen verschwunden.

Ach, wie gerne hätten wir das damals in die Zeitung geschrieben – hat uns nur keiner bestätigt. Aber Rosis Kanäle sind unergründlich, und so soll es ja auch sein, Ihre Rosi Roland

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