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■ Richtig schenkenDas kleine Geschenkbrevier

Geschenke sind schräg – was auch die etymologische Spurensuche beweist. Der Begriff „schenken“ stammt vom germanischen „skanka“ (schief). Von da an ging's weiter zu „skankian“ (schiefhalten), womit nichts anderes gemeint war als „zu trinken geben“. Um Gäste bei Laune zu halten, war das mit dem Einschenken so wichtig, daß aus althochdeutsch „skenken“ bald mittelhochdeutsch „schenken“ wurde – was später schlichtweg „geben“ bedeutete.

Geben! Klingt einfach. Zu einfach. Nehmen wir mal das Gastgeschenk. Da gibt es diese neue Öko-Unart, statt schöner Schnittblumenleichen häßliche Topfpflanzen anzuschleppen – „Ich mag sie lieber live!“

Wenn man schon jemanden haßt, dann lieber ein richtiges Danaergeschenk. Kommt übrigens vom Pferd, das die Danaer (sprich: die Griechen) den ahnungslosen Trojanern vors Stadttor stellten. Sie wissen ja, was drin war.

Nicht ganz so fies, aber ähnlich hohl ist das Wahlgeschenk. Großzügig wird es vor der Stimmabgabe versprochen, nach der Wahl gibt's dann die Verkehrsberuhigung in zwei Seitenstraßen – und den gleichzeitigen Ausbau der Hauptstraße. Sechsspurig.

Beim Bestechungsgeschenk ist der Deal wenigstens ehrlich. Man weiß, was man dafür leisten muß. Wenn's auffliegt, war die Thailandreise halt ein Geburtstagsgeschenk. Haben auch Politiker ein Recht drauf.

Wenn niemand diese Ausrede glaubt, kann sich die Gabe in ein unfreiwilliges Abschiedsgeschenk nach einer buchstäblich verdienstvollen Karriere verwandeln.

Deshalb haben inzwischen einige Firmen ihren MitarbeiterInnen verboten, Werbegeschenke von Geschäftspartnern anzunehmen. Auch wenn es sich nur um Haargel („Super strong“), gräßliche Kunstkalender oder Schlüsselanhänger handelt.

Dann schon lieber ein richtiges Weihnachtsgeschenk. Zum Beispiel: von Reich-Ranicki zuletzt empfohlenes Buch im Schuber, CD mit Renaissance-Musik oder Kaschmir-Schal, dreifädig.

Verlegenheitsgeschenke sind verboten. Auf der Giftliste stehen: von Reich-Ranicki zuletzt empfohlenes Buch im Schuber, CD mit Renaissance-Musik oder Kaschmir-Schal, dreifädig.

Wer schon so weit ist, sollte besser gleich über ein hinterhältiges Geschenk nachdenken. Wir empfehlen: die weißen Calvin-Klein-Boxershorts (mit Eingriff!) in Größe „extra small“. Oder das Konfekt, das man vor Monaten als Präsent bekam (die Pralinés bereits verräterisch angegraut), dem edlen Spender zurückzuschenken.

Doch Vorsicht, eine Grundregel hat der berühmte Ethnologe Marcel Mauss erforscht: Jedes Geschenk will erwidert werden! bam, BD

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