Registrierung von Chemikalien: Der Konkurrent hilft sparen

Künftig müssen Unternehmen Daten über von ihnen verwendete Chemikalien austauschen. Das verringert die Zahl der Tierversuche und damit auch die Kosten.

BERLIN taz In der Nacht zum Montag dürfte der Server der europäischen Chemikalienagentur ECHA in Helsinki noch mal kräftig geraucht haben. Bis 0.59 Uhr konnten nämlich die Unternehmen chemische Stoffe, die sie in der EU produzieren oder in sie einführen wollen, nach Vorgabe der EU-Richtlinie REACH vorregistrieren lassen. EU-weit wurden über 1,5 Millionen Stoffe auf der ECHA-Website angemeldet, zehn Mal mehr als die Brüsseler Kommission ursprünglich erwartet hatte.

"Stoffe, die nicht vorregistriert wurden, dürfen nun nicht mehr in Mengen über einer Tonne die EU eingeführt oder hier produziert werden", sagt Elmar Böhlen von der Dortmunder Bundesstelle für Chemikalien, die den Reach-Prozess in Deutschland begleitet und kontrolliert. Steht ein Stoff aber auf der entsprechenden Liste, hat sein Hersteller je nach Stoffmenge und -gefährlichkeit einige Jahre Zeit, um ihn bei der ECHA registrieren zu lassen. Dazu sind dann umfangreiche Angaben über Wirkung und Verwendung der Chemikalien nötig, die oftmals anhand von Tierversuchen ermittelt werden müssen.

Um zu vermeiden, dass verschiedene Unternehmen Versuche für den gleichen Stoff durchführen, werden sie nun zur Kooperation verpflichtet. Gleiche Stoffe werden in Foren zusammen gefasst, und die Unternehmen müssen sich austauschen. "Diesen Prozess muss die Industrie selbst organisieren", sagt Böhlen.

Hat ein Unternehmen also schon die entsprechenden Tierversuche für einen Stoff durchgeführt, ein anderes nicht, müssen sie die Daten teilen - und die Kosten ebenfalls. "Natürlich haben diese Daten einen ökonomischen Wert", sagt der Sprecher des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) in Frankfurt, denn Tierversuche sind extrem teuer.

Parallel zu diesem Prozess, der alle erlaubten Chemikalien in Europa erfasst, werden diejenigen Stoffe aussortiert, die zu gefährlich sind - weil sie Krebs erregen, in den Hormonhaushalt eingreifen oder das Erbgut verändern. Ende Oktober wurden auf einer sogenannten "Kandidatenliste" zunächst 15 Stoffe festgehalten, die verboten werden sollen. "Das dauert aber viel zu lang", kritisiert Ninja Reinecke, Chemikalien-Expertin des Word Wildlife Found WWF. Daher versuchen die Umweltverbände, mit eigenen wesentlich umfangreicheren Listen Druck auf die Unternehmen auszuüben, damit sie gefährliche Chemikalien von selbst nicht mehr verwenden.

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