Regisseur Claude Chabrol ist tot: Die Bourgeoisie entlarven
Über das Alter machte sich Claude Chabrol nur lustig, und von steiler Karriere hielt der französische Regisseur nicht viel. Jetzt ist der Altmeister des Kinos gestorben.
PARIS dpa | "Triumphe sind der Tod eines Filmemachers. Ich hatte schöne kleine Erfolge", zog Claude Chabrol erst im Juni zu seinem 80. Geburtstag Bilanz. Nun ist der französische Filmemacher tot. Er starb am Sonntagmorgen im Alter von 80 Jahren, wie das Pariser Rathaus mitteilte. Mit mehr als 60 Kinofilmen gehörte Chabrol zu den bedeutendsten Cineasten Frankreichs und hat maßgeblich die französische Nouvelle Vague mitgeprägt, eine Bewegung gegen das etablierte Kino. Zu seinen Klassikern zählen "Eine untreue Frau (1968)", "Das Biest muss sterben (1969)" sowie "Der Schlachter (1969)".
In seinen Filmen nahm Chabrol vor allem die französische Bourgeoisie kritisch unter die Lupe, jedoch mit viel Ironie und Distanz. So wie viele der damals jungen französischen Filmemacher verehrte auch er Alfred Hitchcock. In zahlreichen Filmen spiegelt sich dessen Einfluss des Abgründigen und Doppeldeutigen wider. Zu Chabrols bevorzugten Themen gehörten Obsession und Abhängigkeit, Bourgeoisie und Bigotterie.
In der Nouvelle Vague wandten sich französische Filmemacher gegen das etablierte und angepasste Kino. Das Schlagwort des "Autorenfilms" entstand, dessen Markenzeichen der individuelle Stil des jeweiligen Regisseurs ist. Nach dem Tod von Eric Rohmer (1984) und François Truffaut (2010) war Chabrol einer der letzten Regisseure der Nouvelle Vague.
Chabrol wurde am 24. Juni 1930 als Sohn eines Apothekers in Paris geboren. Als Kind schon interessierte er sich für den Film und gründete einen Filmclub in einer Garage. Doch studierte er zunächst Literaturwissenschaft an der Sorbonne, dann Jura und nicht zuletzt Pharmazie - den Eltern zuliebe. Im Jahr 1953 schließlich begann er für die Filmzeitschrift "Cahiers du Cinéma" zu schreiben. Knapp fünf Jahre später folgte sein erster Film "Le beau Serge". Nur ein Jahr später gewann er mit seinem zweiten Film "Schrei, wenn du kannst" 1959 den Goldenen Bären bei der Berlinale.
Weitere Hauptwerke von ihm sind das "Traumpferd" (1980) sowie "Die Fantome des Hutmachers (1982)". Zu Beginn der 80-er Jahre begann Chabrol auch verstärkt für das Fernsehen zu arbeiten. Zu den Lieblingsschauspielerinnen des Cineasten, der in seinen Streifen mit Vorliebe die heuchlerischen Moralvorstellungen ans Tageslicht brachte, gehörte vor allem Isabelle Huppert, mit der unter anderem den Erfolgsfilm "Eine Frauensache" im Jahr 1988 drehte. Zwei Jahre später folgten die Werke "Stille Tage in Clichy" (1990) und "Dr. M" (1990).
Chabrol war im wahrsten Sinne des Wortes ein Arbeitstier. In den 90er Jahren machte er vor allem mit der Literaturverfilmung "Madame Bovary" und dem Eifersuchtsdrama "Die Hölle" von sich reden. Einer seiner letzten Filme war "Kommissar Bellamy", der 2009 auf der Berlinale zu sehen war.
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